Samstag, 31. Mai 2008

Da stecken Eure Fernsehgebühren + Kurzes Intermezzo

Ich will Euch mal ein kleines Märchen erzählen: in den achtziger Jahren fühlte sich ein Ossi nicht wohl in seiner Heimat. Er verliess die DDR und ging in die BRD und dort gleich auf die Überholspur. Da traf es sich gut das er im finsteren Westen einen Redakteur traf, der sich dummerweise in einer Zockerrunde verzockt hatte. Der Ossi kaufte ihn frei und bekam gegen 10 % jede Menge Aufträge von ihm, war ja nicht sein Geld sondern die Gebührenzahler zahlten dafür ohne zu murren. Da er aber die Aufträge nur mit einem Bruchteil des Geldes produzierte wurde er unermesslich reich und kaufte sich ein Haus nach dem anderen in den besten West- Berliner Wohngegenden. Dummerweise ging das nicht endlos so weiter, denn mittlerweile gab es ein heimtückisches Virus, das zog sich der Ossi zu und krepierte nicht viel später. Trotzdem er eine linke ( eigentlich rechte ) Bazille war tat er mir leid und hatte echt überlegt ihn im Krankenhaus zu besuchen, ich hätte ihn lieber im Knast gesehen, das wäre genug Strafe gewesen.
Doch machen wir mit den Filmen weiter.
Hans rief mich an, er hatte seinen ersten Film als Kameramann, ich sollte Assistent machen. Es war ein Kurzfilm, low budget, 42nd Street hiess er. Christoph Eichhorn spielte die Hauptrolle und führte Regie. Wir arbeiteten auf Gagenrückstellung, das heisst wenn der Film Geld einspielt gibts was, ansonsten hat man umsonst gearbeitet.
Hans war richtig gut, hat viel Spass gemacht. Nachdem wir einige Monate kein Geld bekommen hatten, las ich plötzlich in der Zeitung das der Film eine Förderung bekommen hatte, eine relativ hohe Summe für einen Kurzfilm. Wunderbar dachte ich, endlich gibt es Geld, ich rief bei Christoph an und erfuhr das er nach Asien gefahren war um sich dort ein Haus zu kaufen. Nun ratet mal von welchem Geld wahrscheinlich ? Ich habe nie eine müde Mark gesehen und ins Haus wurde ich auch nicht eingeladen. Habe aber dadurch gelernt wie man zu was kommt, leider aber nicht persönlich angewendet.
Wenn der Tsunami auch nur einen Funken Anstand hatte, dann hat er sein Haus dem Erdboden gleich gemacht.
Hans hatte gleich den nächsten Film. Der sexte Sinn sollte er heissen, Regie Lothar Lambert. Lambert war das nicht der Schwulenfilmer ? Ja er war es und was war das für ein Typ. Als Regisseur nun nicht übermässig talentiert, aber als Mensch war Lothar Klasse. Ich hatte ihn mir als total abgefahrenen Typen vorgestellt, da ich seine Filme kannte, aber Lothar war sehr bürgerlich, hatte gute Umgangsformen, ein angenehmes Wesen und er beutete seine Darsteller nicht aus,die ganzen Looser oder gescheiterten Existenzen die in seinen Filmen mitspielten, er machte sich nicht lustig über sie, sondern nahm sie ernst. Sie verkörperten wahrscheinlich alle Freiheiten, die er nicht wagte für sich einzufordern, dazu war er zu konservativ. Er lebte diese Freiheiten in seinen Filmen aus. Dagmar Beiersdorf war auch dabei, ebenfalls eine sagen wir mal Undergroundfilmerin aus Berlin, auch sie sehr angenehm, sehr bürgerlich trotz ihrer Filme, die das Gegenteil zeigten. Beide lebten unauffällig, absolut gesetzestreue Bürger ohne Eskapaden. Lothar schrieb damals glaube ich die Filmkritiken für die BZ.
Der Produzent war Albert H., er hatte im Osten einen kleinen Wanderzirkus gehabt, der Tiere an Fernsehproduktionen vermietete, war rübergemacht und da im Westen damals alle Ossis hofiert wurden, hatte er sich als Schauspieler ausgegeben, was keiner nachprüfte. Ich kannte ihn schon, er war der Schrecken aller Regisseure, unbegabt ist gar kein Ausdruck, er war einfach unfähig und konnte keinen Satz fehlerfrei und irgendwie der Dramaturgie entsprechend aufsagen, bekam aber permanent kleine Rollen, da er nicht viel kostete.
Als Produzent war, er sagen wir mal bodenlos untertrieben, ein Schlitzohr. Es gelang ihm immer wieder was Alchimisten schon seit dem frühen Mittelalter versucht aber nie geschafft hatten: aus Scheisse Gold zu machen. So auch mit diesem Film, schätzungsweise hatte der Film einen Etat von 1,2 Millionen DM. So wie der Film produziert wurde blieben bestimmt 600 000 DM für ihn übrig, statt der 7 % die ihm zustanden. Er war aber kein unangenehmer Typ. Sein Produktionsbüro war personalmässig immer entweder halbseiden besetzt oder verrückt. In diesem Fall verrückt. Die Produktionsleiterin ging einige Jahre später zum Corbussierhaus ( ein Hochhaus in Berlin ) in dem sie mal gewohnt hatte, klingelte an der Wohnungstür ihrer früheren Wohnung im 6. Stock, fragte freundlich ob sie sich mal umsehen dürfe ging zum Balkon und sprang - und war sofort mausetot.
Der Dreh in Berlin verlief ohne Probleme, doch einige Tage sollten in Italien gedreht werden, in dem Haus eines Schauspielers in der Nähe von Genua. Hans, ich, Alberts unbegabte Tochter, die Tonleute und Nicky die Maskenbildnerin ( Tochter von Sindermann dem Volkskammerpräsidenten der DDR ) sollten mit dem Auto hinfahren. Fast alle waren schon unterwegs als unser Leihwagen eintraf, ein uralter Ford Transit höchstens noch für eine Fahrt zum Bosporus geeignet, Spitze sicher 80 kmh, nach Genua 1600 km. Wir tankten voll, als wir anhielten um Getränke zu kaufen war der Tank schon fast wieder leer ( nach 10 km ). Des Rätsels Lösung: ein fingerdickes Loch im Tank aus dem in einem ebenfalls fingerdicken Strahl der Sprit auslief, wie wir rauchenderweise feststellten. Etwa 8 Liter blieben allerdings immer drin.
Zurück zur Leihwagenfirma, ein Anruf im Produktionsbüro ergab das wir nur dort einen Wagen leihen konnten, mangels Kohle angeblich. Es gab nur einen VW Bus, einen wirtschaftlichen Totalschaden, dem war ein anderes Auto voll in die Schiebetür gefahren. Die ließ sich zwar noch schliessen aber der Rahmen war verzogen wie wir in Italien festsstellten als wir zum ersten Mal neue Reifen kaufen mußten, mangels Profil.
Wir fuhren also mit etwa 5 Stunden Verspätung los und um keine Zeit zu verlieren, sagten wir den Mädels im wagen gleich, das nur alle 5 Stunden gepinkelt wird, was sie sehr entsetzte. Ich mußte als Erster, sagte aber nichts sondern behauptete stur meine Zigaretten seien ausgegangen. Wohnen sollten wir im Haus des Schauspielers, das sei groß und alles sei perfekt vorbereitet hatte Albert erzählt.
Leider vergass Albert´s Tochter in einer Autobahnraststätte ihre Handtasche und bemerkte es erst nach einer Stunde. Also wieder zurück, völliger Schwachsinn in einem Land in dem das Verbrechen erfunden wurde. Na ja die Tasche , OK ich bleib ehrlich, sie war noch da, nichts fehlte, aber wir hatten erneut 3 Stunden verloren.
Um halb drei nachts, nach 4 Packungen Marlboro ( Hans und ich ) kamen wir an, fanden das Haus natürlich nicht und riefen dort an. Natürlich war nichts vorbereitet, das Haus lag in den Bergen, es war saukalt ( Mai ), es gab weder Decken noch Schlafplätze, deshalb fuhren wir wieder in die kleine Stadt und schliefen noch einige Stunden auf Parkbänken, dann suchten wir uns ein billiges Hotel. Albert bekam fast einen Infarkt als erfuhr das er für uns ein Hotel bezahlen sollte, er japste nach Luft und lief rot an, das Haus sei doch schön und wir seien verwöhnte Schnößel sagte er, aber bezahlte. Ich gehe mal davon aus das pro Kopf 150 DM Übernachtung in der Kalkulation für den Sender stand. Wir waren für 35 abgestiegen. Ansonsten hatten Hans und ich viel Spaß bei der Produktion, bei den ganzen Dilettanten vor der Kamera, die wir, leider nicht so feinfühlig wie zum Beispiel Lothar, permanent verarschten, zu absurd war das Ganze, natürlich liessen wir Lothar und Albert auch nicht aus.
Die Rückreise kostete einen zweiten Satz Reifen aber wir überlebten und Albert kaufte sich ein weiteres Mietshaus in bester Lage, als der Sender bezahlte.
Ein Jahr später heulte mir Albert was vor, er habe wieder mit Lothar eine sündhaft teure Produktion, eine Komödie über das Leichenbestatterwesen, dummerweise spiele ein Teil in Petra/Jordanien und das sei teuer. Youssuf ein netter Studienkollege von mir war mit dem jordanischen Königshaus versippt und verschwägert und versprach zu helfen. Albert war erleichtert. Er versprach mir den Kamerajob. Youssuf besorgte Drehgenehmigungen, Kameraausrüstung, ein Team, alles mehr oder weniger umsonst. Aus Dank bezahlte Albert Youssuf nicht dafür und gab meinen Kamerajob an einen Türken, der noch nicht mal eine Arbeitserlaubnis hatte, der aber Albert beim nächsten Film in der Türkei mit Kontakten helfen sollte.
Ich ging zum Arbeitsgericht. Mit einer Unverfrorenheit behauptete Albert, unterstützt mit einem Schreiben vom NDR, der Redakteure T.K. und E.S., selbst der Intendant oder Direktor RSE hatte unterschrieben, das der Türke besser als ich für den Film geeignet sei, da er als Moslem dem deutschen, christlichen Leichenbestatterwesen unbefangener gegenüber stehe . Was für eine hanebüchene Argumentation. Ich war Mitglied beim BVK, dem Berufsverband der Kameramänner. Dort ging ein Schreiben vom NDR ein in dem behauptet wurde ich hätte mich als Unbekannter in die Produktion eingeschlichen sozusagen, niemand hätte mich gekannt und hätte mich als Kameramann ausgegeben, aus Mitleid hätte Albert mir den Job angeboten, aber als er erfuhr das ich zu wenig Erfahrung hatte, sei ihm das Risiko zu gross gewesen. Der BVK solle doch mal überprüfen ob ich als Hochstapler aus diesem Grund überhaupt als Mitglied tragbar sei. ( Die Kopien dieser Briefe habe ich noch ).
Lieber Herr RSE, Sie sind jetzt auf Rente und haben das Recht die Wahrheit zu erfahren, sie haben damals einen mutmasslichen Betrüger gedeckt, der den NDR vermutlich viel Geld gekostet hat und einen Redakteur, der den Spitznamen Mister 10 % hatte, raten Sie mal warum man zu einem solchen Namen kommt.
Schauen Sie sich mal den netten Film an, der Albert und Ihren Redakteur beim Pferdewetten an der Cote Azur zeigt ( wie dreist von einem Zocker ), oder auch das leicht faschistoide Machwerk das Albert dann in Costa Rica drehte, mit dem unsäglichen Edwin M. als Regisseur, damals haben Sie auch noch eine Dokumentation auf einem Bananendampfer an Albert bezahlt ( nicht persönlich ) damit hat Albert auch noch an den Reisekosten verdient und und und.
Vor dem Arbeitsgericht war Albert zum ersten Mal gut als Schauspieler, er zog alle Register, sagte ich wolle ihn ruinieren. Es war ein unterhaltsamer Prozeß, alle hatten viel zu lachen, denn wir waren weiterhin per DU. Albert warf sich heulend auf den Boden, sagte ich bin ruiniert wenn Du gewinnst. Ich antwortete nur mach Dich nicht lächerlich und zieh nicht so ne Show ab. Der Richter fand das hochinteressant, denn Albert hatte ja behauptet, er hätte mich erst gar nicht gekannt, er hatte nicht geleugnet mir den Job angeboten zu haben. Dummerweise konnte ich auch noch mit einem Vertrag belegen, das Albert mich schon zwei Jahre lang kennen musste ( der Vertrag vom sexten Sinn ).
Ihr Verhältnis scheint ja nicht so schlecht gewesen zu sein, wenn Sie immer noch per Du sind obwohl Sie vor Gericht stehen, sagte der Richter, das sieht nicht danach aus daß Sie sich nur flüchtig kennen.
Er verknackte Albert dazu meine Gage zu zahlen. Albert immer noch heulend mit einem knallroten Kopf wurde sofort ganz ruhig und sagte nur : das geht ja noch, er hatte anscheinend mit Schlimmerem gerechnet.
Das einzige worüber ich mich heute ärgere ist, das ich damals nicht den Spiegel ( Magazin ) auf Albert und Mr. 10 % angesetzt habe, die hätten ihnen das Handwerk gelegt. Denn diese Verbrecher wollten durch den Brief an den BVK meine Existenz vernichten, wenn ich dort rausgeflogen wäre hätte ich umschulen können.
Falls jetzt einer der Betroffenen auf die Idee kommt mich wegen Verleumdung verklagen zu wollen, viel Spaß dabei, ich habe noch alle Briefe und es interessiert kein Schwein auf meiner kleinen Karibikinsel, ob Sie sich angepisst fühlen.
Natürlich war das nicht das letzte Erlebnis der besonderen Art mit dem netten Sender im Norden. 1988 hatte ich einen Kurzfilm von mir im internationalen Wettbewerb der Filmfestspiele Berlin, der lief dann auch auf dem No Budget Festival in Hamburg. Ich war hoch erfreut als mich ein Redakteur vom NDR anrief, der meinen Film haben wollte, er erzählte mir das seine Freundin einen Film über das Festival produziere in dem die besten Filme vertreten sein sollten. Er bot mir 150 Mark und verlangte dafür die Rechte an meinem Film für 15 Jahre. Ich musste lachen und sagte ihm , das dies nicht gehe, da ich den Film von meinem eigenem Geld produziert hätte und natürlich meine Produktionskosten erstmal reinbekommen wolle, was nicht gehe wenn er die Rechte erhalte. Er sagte mir offen und ganz unverblümt: Wenn Sie jemals wieder für den NDR arbeiten wollen, rate ich Ihnen mein Angebot anzunehmen. Ich legte auf. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher aber das war glaube ich derjenige der erst vor Kurzem bei einer grossen Münchener Firma rausgeflogen ist, weil er sich für Schleichwerbung in Filmen bezahlen lassen hat.
Anfang der Neunziger reichte ich ein Konzept über Kinder aus Namibia die in der DDR aufgewachsen sind beim NDR ein ( wegen Meck-Vorpolen ), erhielt eine Absage - und kurz darauf einen Anruf von einer Produktion, die davor stand diesen Auftrag mit meinem Konzept zu bekommen und so dreist war mich nach Informationen über das Thema befragen zu wollen, weil ich ja als Spezialist für das Thema gelte, meine Telefonnummer hatten sie von dem Redakteur bei dem ich das Konzept eingereicht hatte.
Ein wirklich netter Sender ( Gott sei dank der Einzige mit derart schlechten Erfahrungen ).
Kurzes Intermezzo in München
Sorry für die lange Pause, war aber echt im Stress und habe fast jeden Tag 16 Stunden gearbeitet. Der Stress ist zwar noch nicht weg, muß drei Filme in jeweils drei Sprachversionen bis Ende August fertigmachen, habe aber beschlossen zwei Tage mal nichts zu machen.
Jetzt habe ich einfach eine CD eingelegt und werde Musik hören und was schreiben, das funktioniert wahrscheinlich nicht gut, weil Männer es selten gebacken bekommen zwei Sachen gleichzeitig zu tun.
Höre gerade Mana, die kennt wahrscheinlich kein Schwein in Deutschland, ist aber ein Fehler. Mana ist eine mexikanische Rockband, der es gelingt mühelos die grössten Hallen und Stadien zu füllen. Police ist deren Vorbild, davon hört man jetzt aber nach 20 Jahren Business kaum noch was. Die machen melodiöse Rockmusik. Viele Songs allerdings hätte man in meiner Jugendzeit als „ Feuchte Augen Musik „ bezeichnet, aber mit dem Alter wird man sentimentaler, deshalb stört mich das nicht. Alles von denen ist überdurchschnittlich gut. Ich empfehle als Anspieltip mal den Song Labios Compartidos von der CD Amar es Combatir, was: Lieben ist Kämpfen ( oder bekämpfen ) heissen dürfte, keine Ahnung, ich kann kein Spanisch, dafür etwas Portugiesisch.
http://de.youtube.com/watch?v=5KlN9ujUw0s
Wer es moderner möchte dem empfehle ich mal was geiles niederländisches: Lange Frans und Baas B. - ik wacht al zo lang. Keine Ahnung wie man den Musikstil nennt, aber supergut.
http://de.youtube.com/watch?v=7Gkr1mwajyw
Übrigens rate ich jedem der anonym bloggt wie ich vorsichtig zu sein. Mich haben jetzt schon vier gute Bekannte identifiziert. Erstaunlich wie viele Leute so in blogs ( oder bloggs oder was auch immer ) stöbern.
War übrigens zwei Wochen in Deutschland und bin angenehm überrascht. Mein letzter Besuch war im Dezember, da hab ich bei einer Show von Frank Elstner regie geführt, die ich jedes Jahr im Dezember mache. Es war in Berlin, die Stadt in der ich 30 Jahre lang gelebt habe. Nach einem Jahr Karibik war ich total schockiert. Da ich immer jede Menge Cds und Dvds kaufe führte mich mein erster Besuch in ein brandneues Shoppingcenter in Steglitz, ein gut bürgerliches Viertel von Berlin.
Es ging mir wahnsinnig auf den Keks, die Folgen einer verfehlten Ausländerpolitik dort überall überlaut hören zu müssen. Kein einziger Jugendlicher sprach vernünftiges Deutsch, nur Türksprech, wohin das Ohr auch hörte. Selbst die deutschen Kids haben sich anscheinend angepasst, damit sie von den kleinen Türken und Arabmachos nicht permanent eins auf die Fresse kriegen. Das war nicht mehr mein Land, in dem ich mich eigentlich ganz wohl gefühlt hatte.
Jetzt kommt mir bitte nicht mit irgendwelchen Rassismuskritiken, ich bin mit einer Brasilianerin verheiratet, mein bester Freund hier auf der Insel ist schwarz und ich lebe unter schwarzen Menschen von deren Herzlichkeit sich die Deutschen einige Scheibchen abschneiden könnten.
Berlin war mir sowieso die letzen Jahre schwer auf den Sender gegangen, der Egoismus, die „ alles für mich „ Mentalität gepaart mit „ nach mir die Sintflut „ und „ was schert mich das Leid anderer Leute „.
Ich hab mich die letzten Jahre auch wegen dieser dumpfbackigen Glatzen, sprich Neonazis, wie eingesperrt gefühlt. In jeder Ostkleinstadt lungern sie rum und machen ungehindert den Dicken, ohne das ihnen jemand auf die Fresse haut bevor sie unschuldige Menschen halbtot schlagen oder versuchen deren Häuser anzuzünden. Mit einer ausländischen Ehefrau endet Berlin am Prenzlauer Berg. Die ganze EX-DDR und der Rest von Ostberlin ist No go Area. Wenn wir mal rauswollten sind wir wie zu Mauerzeiten in den Westen gefahren.
Auch ich selbst habe superböse Erfahrungen mit diesen Flachzangen gemacht, war in Lebengefahr aber habe überlebt, dazu mehr wenn ich in meinem Blog fünf Jahre weiter bin.
Aber auch Westberlin hat seine Tücken. Wenn man, weil man eben vielleicht besser erzogen wurde in einem Laden jemand die Tür aufhält, wird man wie ein Türsteher behandelt. Man könnte dort Stunden die Tür aufhalten, keiner käme auf die Idee, einen auch mal reinzulassen, kein Lächeln, kein Danke, nichts.
Als ich mal ganz schlecht drauf war, hab ich mich von meiner Wohnung die 200m zum Kudamm geschleppt und wollte ein wenig spazieren gehen. Es war total voll und wenn sich zwei Menschen aud derselben Spur entgegenkommen, sollte jeder halt ein wenig Platz machen, damit man problemlos aneinander vorbei kommt, ohne Rempeleien.
Es war wie ein Hindernislauf, ich war wie Luft für die anderen, die keinen Millimeter zur Seite gingen und alle stillschweigend davon ausgingen, das ich Platz mache. Das war nun nicht gerade die Situation eine bessere Laune zu bekommen.
Ich dachte mir ein kleines Spiel aus. Fünfundzwanzigmal wollte ich in letzter Sekunde ausweichen, beim sechsundzwanzigsten Mal einfach wie mein Gegenüber weiterlaufen ohne auszuweichen. Sollte ein freundlicher Mensch dabei sein und zwischendurch ein wenig zur Seite gehen, würde ich von vorn anfangen zu zählen.
Das war aber nicht nötig, denn keiner machte auch nur einen Millimeter Platz. Nummer 26 war auch noch ein Superarschloch, er schaute mir arrogant geradewegs in die Augen, bis zur letzten Millisekunde, und drängte sogar noch provozierend mehr in meine Richtung, sodaß für uns beide klar gewesen sein mußte, wenn nicht beide etwas nachgeben gibt es einen Frontalzusammenstoß.
Ich machte etwas Platz, weil ich keinen Bock hatte mit den Köpfen zusammen zu stossen, ging unbeirrt weiter und machte sicherheitshalber auch noch meine Schulter hart.
Ich sah wie aus seinem triumphierenden Blick Erstaunen wurde.
Er fiel wie ein Maikäfer auf den Rücken, japste nach Luft und fing sofort an mich zu beschimpfen. Ich schmiss ihm meine Visitenkarte vor die Füsse, sagte ihm er solle mich doch anzeigen. Schlagartig ging es mir besser.
Vor drei Wochen musste ich nach München. Da hatte ich Anfang der Achtziger mal fürs ZDF gearbeitet, es war ätzend, in kaum eine Disco kam man rein, alles schickimicki. Ich machte mich auf das Schlimmste gefasst.
Dementsprechend viele Vorurteile brachte ich mit. Ich kam am Bahnhof an, fragte nach dem Weg. Sah ich da ein Lächeln bei meinem Gegenüber, tatsächlich, es war ein Lächeln. Wo ich auch hinkam, höfliche, freundliche, hilfsbereite Menschen, unglaublich.
Das sollte Deutschland sein, alles gepflegt, kaum Penner, keine schmutzigen Strassen, kein Türksprech - dann fand ich die Erklärung - das war nicht unbedingt Deutschland, denn ich war in Bayern.
Ich stieg in die U-Bahn und nahm gleich Abwehrhaltung ein. In Berlin wäre nun spätestens nach 10 Sekunden der erste mit seiner rührseligen Geschichte gekommen, er sei aidskrank, drogensüchtig, habe 17 Kinder oder was auch immer, brauche dringend Geld, hätte seinen Spruch lieblos runtergeleiert oder auch aggressiv gebettelt, dann wäre sofort der nächste gekommen, sie hätten sich sofort gestritten wegen des Reviers, während eine 3 Mannband oder ein einzelner Musikant die restlichen Fahrgäste abkassiert hätten, die gerade versuchten den Zettel zu lesen, den ihnen eine stumme Frau aus irgendeinem Balkanland, mit noch kränkerer Verwandtschaft oder Kind unter die Nase hielt.
Ich hatte in Berlin nur 2 S-Bahn Stationen zur Arbeit. Keine Fahrt verlief ohne diese Stories, meist noch gefolgt von einem Bettelversuch auf den S-Bahnhöfen.
Lieber Herr Wowereit, wir waren ja fast Nachbarn ( knapp 300m ), leider benutzen sie anscheinend keine öffentlichen Verkehrsmittel in Berlin und ich kann mir auch vorstellen warum. Vielleicht, wenn Sie eine Party mal nach München bringt benutzen Sie mal die Öffentlichen dort und sie werden feststellen das sie zwar die Tarife im Gegensatz zu Berlin nicht verstehen, aber das es möglich ist unbelästigt U-Bahn oder S-Bahn zu fahren. In Münchens Öffentlichen kann man seinem Gegenüber in die Augen sehen, ohne gleich angeschnorrt zu werden.
In 14 Tagen München bin ich nicht ein einiges Mal belästigt worden. Es gibt dort auch Bettler aber sie sind nicht aggressiv und bekommen dadurch wahrscheinlich mehr Geld in Ihre Kassen, denn es ist ein Unterschied ob ich etwas freiwillig gebe oder ob ich dazu genötigt werde.
Herr Ude ( ist der noch Bürgermeister ? ) mein kompliment, gute Arbeit, die Stadt ist gepflegt, die Menschen sind nett, es ist wirklich nicht gelogen, wenn sich München als Weltstadt mit Herz bezeichnet - dies von einem vormals bekennenden Münchenhasser zu hören ist doch nicht schlecht, oder.
Aber Herr Ude, wer in Gottes Namen hat sich diese schwachsinnigen Tarife und Tarifzonen bei den Öffentlichen ausgedacht, mit Streifen und 15 Ringen. Ich bat mindestens 100 Menschen mir die Tarifzonen zu erklären, keiner konnte es. Es wird auch leider nicht aus den Anschlägen an den Bahnhöfen erkennbar. Bedeutet ein Ticket für eine Zone nun, das ich die Zone in der ich bin nicht verlassen darf oder darf ich eine Zone weiter fahren, auf meine weiteren 50 Fragen verzichte ich jetzt mal.
Jeder Ausländer wird an den Automaten scheitern und ich, zumindest mit Welterfahrung in öffentlichen Verkehrsmitteln fand die Beschreibungen und Tarife in Moskau, trotz kyrillischer Schriftzeichen und Sao Paulo leichter verständlich als München. Ich gehe deshalb davon aus, das 90 Prozent aller Einheimischen ( die Ausländer sowieso ) mit Tickets für die falschen Zonen unterwegs sind.
Mein Wunsch: lassen Sie bitte den Herrn oder die Dame die sich das ausgedacht hat teeren und federn und einen Monat lang einmal täglich nackig durch die Sendlinger Strasse tragen, das dürfte genügend Muse für denjenigen bringen, um vernünftige und verständliche Tarifinformationen zu kreieren.
Sollte Ihnen dies zu derb erscheinen, führen Sie bitte einen zwölfmonatigen Studienkurs Tarifstruktur München, zwangsweise für alle Besucher oder Zuziehenden ein, danke.
Da das Wetter wie schon erwartet superschlecht war haben meine Frau und ich uns einen Leihwagen bei Holiday gemietet, superpreiswert, nagelneu, im Gegensatz zu allen anderen Vermietern mit allen Versicherungen inklusive, und sind nach Südtirol gefahren und an den Gardasee, aber auch dort war Scheisswetter.
So geht es uns schon seit 10 Jahren, das war nichts Neues. Wir verlassen Berlin bei 20 Grad, bei unserer Ankunft in Kopenhagen schneit es. Wir fahren nach Kroatien, angeblich Lufttemperatur 30 Grad, Wasser 24. Plötzlicher Temperatursturz: Luft nun 19 Grad, Wasser 20, Berlin natürlich 28 Grad.
Wir fahren an die Cote Azur im Juni, kommen an bei 13 Grad und Dauerregen an der ganzen Mittelmeerküste, also keine Ausweichmöglichkeit. In Berlin zu bleiben wäre eine Alternative gewesen, dort waren es wiederum satte 28 Grad.
Seitdem haben wir Europa im Urlaub gemieden. Da war der Gardasee mit 20 Grad schon vergleichsweise harmlos.
Liebe Münchener, liebe Bayern, vielen Dank für Eure Herzlichkeit, ich habe es sehr genossen bei Euch zu sein und kann Eure nette Stadt wirklich allen Besuchern empfehlen ( solange sie nicht mit den Öffentlichen fahren müssen ).
Bleibt so wie Ihr seid, ich komme bald zurück. Mittlerweile gibt es auch keine Sprachbarrieren mehr, denn alle Bewohner die ich traf waren inzwischen besser zu verstehen als Franz Beckenbauer - nur Euren arroganten Fußballverein mag ich nicht, warum, das erzähle ich Euch viel später.
Pführt Euch.

Das nächste Mal gehts weiter mit dem fiesesten Regisseur Deutschlands.