Sonntag, 9. März 2008

Rainer Werner Fassbinder

Mord im 31. Stock - Kamikaze 1989

Ich hatte den ersten Job als Kameramann fürs ZDF. Es ging nach Wilhelmshaven, ein kurzer Beitrag über die EU Lagerhaltung. Ich gab mir höllische Mühe, drehte wie ich es beim richtigen Film gelernt hatte, viele Schnitte, nur hatte ich den Anschein, das Felix Tolxdorf, der Redakteur mir nicht vertraute, er war total skeptisch, auch weil ich nur wenig Licht benutzte. Deprimiert fuhr ich wieder nach Berlin zurück. Einmal und nie wieder, dachte ich. Am nächsten Tag rief mich die Cutterin aus Mainz an: was ist das denn, fragte sie. Ich wollte mich schon entschuldigen aber sie sagte nur. So ein Material kriege ich so selten, es ist eine wahre Freude zu schneiden, danke - und dann legte sie auf. Am nächsten Tag wurde ich in die Dispo gerufen, ein Beschwerdebrief sei angekommen. Lächelnd gaben die Mädels mir ein Fax von Tolxdorf. Er bedankte sich darin für die Zusammenarbeit und entschuldigte sich. Er schrieb er habe mich unterschätzt, meine Arbeit falsch eingeschätzt, sei aber sehr glücklich über das Ergebnis und er könne mich nur empfehlen. In Kopie hatte er den Brief auch an den Studioleiter geschickt. Das hatte wirklich Größe, ich war überglücklich.
Nun kam ein Anruf von Regina Ziegler Film, ich sollte ein paar Tage Assistent machen und dann selber drehen. Es ging um eine Dokumentation über die Dreharbeiten zu einem Film, den ihr Mann Wolf Gremm machte. Der Film hieß Kamikaze 1989 - das spannende aber war, Franco Nero und Rainer Werner Fassbinder spielten mit.
Zuerst bekam man die zwei nicht zu sehen. Wir drehten einen Stunt auf einem noch nicht fertigen Autobahnstück. Ein Stuntman war gut, der andere war eine Pfeife. Die Pfeife in einem 1600 BMW sollte den Guten in einem nagelneuen, aber präparierten 500 er Mercedes versuchen von der Strasse zu drängen und selbst dabei verunglücken. Beim Mercedes waren die Türen präpariert ( alte Türen ) damit nicht viel kaputt geht . Die Pfeife traute sich nicht und es sah nach nichts aus. Er wurde ermahnt etwas aggressiver zu fahren. Das tat er, er touchierte den Mercedes zu heftig, sein Kotflügel bohrte sich in seinen Reifen, der platzte. Er schleuderte quer und fuhr dem Mercedes voll in die Seite - Totalschaden. Das war mit einem billigen Stuntman an der falschen Seite gespart.
Dann kam der Dreh mit Django Franco Nero, ein imposanter Mann mit einer wahnsinnigen Ausstrahlung, sie hatten ihm noch stahlblaue Kontaktlinsen besorgt, er war beeindruckend. Und dann Fassbinder - er war ein Ekel - ein widerlicher, aufgedunsener, schlechtgelaunter Wichtigtuer, dem alles zuwider war und der jeden dumm anmachte. Um die Dreharbeiten ( Kameramann war Xaver Schwarzenberger ) nicht zu stören versteckte ich mich mit meiner 16 mm Kamera immer so damit ich nicht ins Bild kam. Einmal kam Fassbinder an mir vorbei und schlug mit der Faust auf meine Vorderlinse, das Okular bekam ich natürlich voll ins Auge, ich konnte auf dem Auge fast ne halbe Stunde nichts sehen. Ich hatte ihn nicht behindert nichts, es war pure Bosheit. Rudi Kaufmann, der auch mitspielte kam sofort zu mir und stellte sich vor mir auf, teils um mich zu beruhigen, teils um zu verhindern das ich dem Arsch eins aufs Maul haue. Ich habe bei Dreharbeiten bis auf Löwitsch, nie wieder so einen Wichser getroffen wie Fassbinder.
Meine Genugtuung kam einen Tag später. Fassbinder mußte aus einem in halber Höhe feststeckenden Fahrstuhl klettern. Erst war er total feige und hatte Schiss, das was passiert, dann war er unfähig da raus zu klettern. Fast das ganze Team freute sich darüber, er fluchte und machte ein Riesentheater.
Ein paar Monate später starb er und Ziegler Film machte aus dieser Doku den Film: Fassbinders letzte Arbeiten. Clever was ?
Im nächsten Blog wieder Lost und danach: Am Anfang war noch nicht der Pflasterstein, ein Film über die Hausbesetzerszene in Berlin.

Mittwoch, 5. März 2008

Harald Juhnke - Leute wie Du und ich


Nova Film rief mich an, für die hatte ich schon mal bei „ Wie heirate ich eine Familie „, sie hatten zwar einen schlechten Ruf, aber da war nichts dran. Sie zockten zwar wegen jeder Mark aber Sie zahlten ohne zu murren Tarif, das Geld kam überpünktlich. Vielleicht lag es auch an Otto Meisner, dem etwas cholerischen Chef, der schon ein wenig merkwürdig war. Er regte sich über alles auf und wollte dann seine Meinung bestätigt haben indem er sagte: Nicht wahr, nich, nich.
Mit Juhnke war es zu dieser Zeit sehr schwer zu drehen. Bei der letzten Folge hatte er gesoffen und sich in Desiree Nosbusch verliebt, der Dreh wurde abgebrochen. Deshalb gab es einen Notplan. War Juhnke trocken, hieß die einstündige Sendung mit vier Filmen: Leute wie Du und ich, soff er wurden für seine Rollen andere Schauspieler engagiert, die standen Stand bye und das ganze hieß dann: So oder so ist das Leben.
Juhnke war trocken und ich erlebte einen brillianten, genialen Schauspieler, der ohne Probleme seine Mitschauspieler hätte an die Wand spielen können. Aber Juhnke war ein guter Kollege, hilfsbereit denen gegenüber die mal ihren Text vergessen hatten, er war humorvoll, ein Charmeur. Er machte keinen Unterschied zwischen Regisseur oder Beleuchter, er behandelte alle gleich: höflich und mit Respekt. Man konnte ihn nur für seine Art lieben, es macht mich traurig, daß er so enden mußte. Er war ein guter Kerl, hatte ein unglaubliches Talent, Charakter, kurzum der perfekte Entertainer.
Wir drehten einmal auf einem Ausflugsboot auf dem Wannsee. Vom Boot nebenan hörten wir per Lautsprecher: Liebe Gäste auf dem Nachbarschiff dreht gerade Harald Juhnke einen Film. Das andere Boot wollte gerade ablegen, da entschuldigte Juhnke sich, brach den Dreh ab und sagte bloß: Ik geh mal wat für die Einschaltquote tun. Er ging auf das Deck winkte den Leuten auf dem anderen Schiff zu, die stürzten natürlich alle auf die eine Seite um Juhnke zu sehen, sodaß das Schiff in eine bedrohliche Schräglage kam: Juhnke palaverte 15 Minuten mit den Leuten, beantwortete höflich auch die dümmsten Fragen und kam dann zurück zum Dreh. Wißt ihr, sagte er, die Leute sind so treue Fans, da kann ich nicht einfach weiterdrehen, die haben das Recht, daß ich diese Treue erwidere und zumindest kurz mit ihnen spreche, alles andere wäre eine Schande für jemanden wie mich, der auch aus kleinen Verhältnissen kommt. Und das war kein Spruch, Harald meinte das wirklich ernst und das es stimmt was er sagte merkte ich fast 2 Jahre später. Als Kamera-Assistent hatte ich zwar eine sehr wichtige Position, war aber dennoch ein relativ kleines Licht.
Ich war in die Podbielskiallee umgezogen, brachte gerade Renovierungsmüll zum Mülleimer, der an der Strasse stand. Ich hatte nur gesehen, das ein elegant angezogener Mann etwa 200 m hinter mir spazieren ging. Plötzlich hörte ich diese markante Stimme hinter mir: Wat denn, wat denn, seit wann biste bei de Müllwerker, ik dacht Du bist beim Film. Es war Harald, ich hatte ihn zwei Jahre lang nicht gesehen und nur einmal mit ihm gedreht, er wußte sogar meinen Namen, erkundigte sich danach ob ich auch gut zu tun habe. Ich war total baff. Ein Star, der Menschen nicht vergisst, mit denen er nur eine kleine Zeit seines Lebens zusammen verbracht hat, unglaublich. Harald war immer ein Mann aus dem Volke, er hat niemals seine Herkunft verleugnet, sich dafür geschämt und er hat immer ein Herz für jene gehabt, die eben kleine Leute geblieben sind. Für mich ist er einer der wirklich wahren Volksschauspieler, denn er verachtete nicht sein Publikum oder seine Fans und waren sie noch so prollig, er respektierte sie und war ihnen dankbar.
Harald ich hoffe Dir geht es gut da oben an der Himmelsbar.
Bei diesem Dreh war übrigens Otto Meisner der Produzent super spendabel. Da alles gut funktionierte waren wir immer pünktlich fertig, es war auch Dank Juhnke ein harmonischer Dreh und Otto kam mehrmals an den Drehort tätschelte uns und sagte uns das wir die Größten seien. Das war sonst nicht gerade seine Art. Er ließ Kuchen kommen, extra Essen und war überglücklich das alles lief.
Das nächste Mal kommen wir zu einem ebenfalls berühmten, aber doch völlig anderen Menschen, nämlich Rainer Werner Fassbinder.

Dienstag, 4. März 2008

Detektivbüro Roth 2. Teil


Detektivbüro Roth Teil 2
Löwitsch war weg und es ging nach Duisburg um dort zu drehen. Jeder der Duisburg hört denkt sofort, wie furchtbar, aber ich habe mich dort wohlgefühlt und viele nette Leute getroffen.
Zuerst mal traf ich auf Heinz Schubert ( Ekel Alfred ), ein Supertyp, sehr nett. Nachts war Schubi immer unterwegs und frönte seinem Hobby, er fotografierte Schaufensterpuppen.
Dann waren da noch Ute Willing, eine nette, hübsche junge Schauspielerin mit einer supergrossen Klappe. Zusammen mit Harald Reinhold dem Aufnahmeleiter waren wir oft unterwegs, aber mit Ute konnte das schon peinlich werden. Im Kino zum Beispiel gab sie immer lautstark Kommentare von sich und von allen Seiten wurde Ruhe geschrien. Schubi setzte sich dann immer weg, es war ihm peinlich. Mal machte Sie das gesamte Kino darauf aufmerksam, das der Hauptdarsteller und die Darstellerin wohl im Verlauf des Filmes poppen werden, jedenfalls ohne einen Kommentar alle fünf Minuten ging nichts.
Ilja Richter, jawohl der Disco Ilja, war ein sehr netter, guterzogener und sehr zurückhaltender Mensch, der meist mit seiner Mutter und seiner Freundin unterwegs war. Es war sehr angenehm mit all den Leuten zu arbeiten.
Tom Engel, der Regisseur hatte seine Folgen abgedreht und ein neuer Regisseur kam. Theo Mezger, der Regisseur sah aus wie man sich einen Regisseur eben nicht vorstellt, unauffällig gekleidet mit Cordhosen , einfachen Hemden oder Pullis und Schiebermütze sah er aus als käme er direkt vom Traktor oder vom Acker. Doch nie in meinem Leben hat mich ein Regisseur so stark beeindruckt wie er.
Theo war virtous, ich habe mir viel von ihm abgeschaut. Schade, daß er ein hohes Tier beim SDR war und keine Spielfilme machte, denn Theo war ein Könner. Er war ein wenig zynisch, stellte große Anforderungen an das Team, aber blieb immer fair.
Sein Intimfeind war die Abteilung Maske und Garderobe, denn die Mädels quatschten meist irgendwo, sodaß Theo sie nach kurzer Zeit nur noch als die Kolleginnen von der Urlaubsfraktion bezeichnete.
Theo hat wahrscheinlich nie Eigenwerbung betrieben sonst wäre er ein superberühmter Regisseur geworden, aber er war zwar ein hochgebildeter aber einfacher Mensch und mochte keinen Trubel.
Fast alle Deutschen dürften irgendwas von Theo schon gesehen haben, entweder einen seiner Tatorte, Schwarz Rot Gold, den Klassiker Flug in Gefahr mit Hans Lothar, die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger oder auch die unsterbliche Fernsehserie: Raumpatrouille. Es war eine Freude ihm zuzusehen, sehr gut vorbereitet war er immer, sprühte vor Ideen und hatte das Drehbuch in Einzelbilder aufgelöst im Kopf, wie kein anderer - einfach sagenhaft.
Die Fähigkeit unter Zeitdruck kreuz und quer im Drehbuch herumzuspringen, um Zeit zu sparen und Lichtrichtungen hintereinander abzudrehen, sodaß kein Teammitglied mehr durchblickt und jeder denkt, oh Gott, daß passt niemals zusammen um dann festzustellen oh Wunder es geht doch, hab ich mir von ihm abgeschaut - danke schön dafür, es war eine Ehre mit Dir zu arbeiten.
Hin und wieder passierten dann auch komische Sachen. Wir drehten bei einer „ Oma ihr klein Häuschen „ und Theo wollte Hühner dafür haben. Karl Herrmann unser Requisiteur fuhr aber nicht zu einem Bauern, sondern weil es billiger war zu einer Legebatterie, kaufte dort 8 Hühner, packte die in Kartons auf den Rücksitz seines Autos.
Dann mußte er noch irgendetwas kaufen, ließ also die Hühner im Auto und ging was besorgen. Die Hühner befreiten sich und als Karl Hermann 20 Minuten später zu seinem Auto kam, flatterten drin die Hühner umher und hatten inzwischen sein ganzes Auto vollgekackt. Total genervt kam Karl Hermann zum Drehort und ließ die Hühner im Garten frei. Ja und da standen sie dann rum wie Plastikhühner und bewegten sich nicht mehr. Als Hühner aus einer Legebatterie waren sie es nicht gewohnt herumzulaufen und sich zu bewegen. Theo lästerte noch tagelang über die Hühner.
Einmal drehten wir eine Szene in der Polizisten Zuhälter verhaften. Das waren alles Komparsen, aber echte Polizisten spielten die Polizisten und echte Zuhälter die Zuhälter. Na wenigstens im Film gelingt es uns sie zu verhaften, im wirklichen Leben leider nie, sagte uns einer der Polizisten.
Von Berlin her waren wir es gewohnt, das irgendwelche Wichtigtuer sich im Bild aufstellten und wenn man sie bat wegzugehen kam der Spruch: Ik kann hier stehen wie et mir passt, ik zahl och Steuern. dann mußte man warten, bis die Idioten weggingen. Die Duisburger Polizei war da schimanskierprobt anders drauf. Krakeeler wurden gepackt und zur Stadtgrenze gebracht. Bis die dann zurück waren, waren wir längst mit dem Drehen fertig.
Ich kann nur sagen, vergesst Eure Vorurteile über Duisburg, es ist zwar keine schöne Stadt aber die Menschen sind gut drauf.

Sonntag, 2. März 2008

Die Untiefen des deutschen Vorabendprogramms.

Leider habe ich ein Problem, nachdem monatelang alles schief lief und ich schon daran dachte die Insel zu verlassen, klappt nun plötzlich alles. Ich muß 3 Filme gleichzeitig machen, einen über die Küstenwache, einen über das Delfintherapiezentrum und einen für eine große Trustcompany. Da werde ich nur wenig Zeit finden weiter zu schreiben, sorry. ( Mein Rechtschreibprogramm macht mich fertig, so eine blöde Reform ). Wir waren im Jahr 1981 stehen geblieben, da passierten schreckliche Sachen in Deutschland, Ufos, Schweine im Weltall, die neue deutsche Welle schwappte wie eine Seuche über das Land, aber auch BAP wurde populär, das war zumindest ein Ausgleich. Ich machte mit Heinz noch mehrere Filme, die aber nicht erwähnenswert sind, da sie fast alle inzwischen in Vergessenheit geraten sind ( mit Recht ). Eine Serie mit Elke Aberle, total langweilig, die in einer Pillenfabrik spielte, einen Film der hieß: In den Tod, hurra über das Verheizen von Jugendregimentern im ersten Weltkrieg bei Langemarck, ein anspruchsvolles Werk aber langweilig, weil zu intellektuell umgesetzt, eine Kurzfilm: der Träumer, das war ein Vorläufer von und täglich grüßt das Murmeltier, der war witzig und einen Film der hieß: Besuch von drüben, mit einem unsäglichen Schauspieler aus der DDR, der hieß Edwin Marjan, ein Untalent und Maria Louise Marian, eine sehr nette Frau, die später in der Lindenstrasse zur Mutter der Nation wurde. Wir drehten in Hanau und wohnten im sogenannten Rundhotel. Eines Nachts gab es einen Höllenlärm im Zimmer nebenan, ich mußte früh raus und wollte schlafen. Mit maßloser Selbstüberschätzung meiner eigenen Person stand ich Ruckzuck im Gang und bollerte an die Tür nebenan. Denen würde ich was erzählen, ich war auf 180.
Bad idea ?
Die Tür öffnete sich und ich hatte Menschen vor mir mit denen ich mich weiß Gott nicht anlegen wollte. In Hanau fanden die deutschen Meisterschaften der Amateurboxer statt. Die Teilnehmer hatten sich im Zimmer nebenan versammelt um ein wenig zu feiern. Ich bekam aber keins auf die Fresse, ermutigte sie ruhig fröhlich weiterzufeiern. Es war keine gute Nacht.
Dann machte ich noch einen Film, der war relativ interessant, ein Porträt von Gustav Fröhlich, der kam aus der Schweiz mit seinem eigenen Alfa angereist und das mit 84 Jahren. Gustav Fröhlich kennt heute keiner mehr aber er war während der Nazizeit so populär, das er es sich leisten konnte sogar Göbbels zu ohrfeigen ohne dafür im KZ zu landen ( das muß man sich mal vorstellen, ein wirklich mutiger Mann ). Redakteur bei diesem Film war Wolf Bauer, heute der Europa Chef von der UFA, ein angenehmer Zeitgenosse, der mich kleines Licht jahrelang grüsste wenn wir uns trafen. Ein Topmanager ohne Starallüren, bodenständig, angenehmes Auftreten, kollegial. Lieber Wolf, falls Du das lesen solltest, Dein Verhalten einfachen Mitarbeitern gegenüber hat mich wirklich schwer beeindruckt, Du warst ein Gentleman ohne Fehl und Tadel. Danke.
Damit kommen wir zum Bertelsmannkonzern überhaupt. Ich habe damals lange Jahre für Universum Film gearbeitet, mit Eike Hendrich als Produktionsleiter. Es gab damals viele schwarze Schafe in der Branche, Eike und sein Aufnahmeleiter Ekke Lange ( Gott hab ihn selig ) gehörten nicht dazu. Ich habe selten so ein angenehmes Betriebsklima erlebt, Fairness, gute Bezahlung, gutes Essen und ein persönlicher, ja freundschaftlicher Umgang mit den Mitarbeitern gehörten zum Stil der Beiden, man konnte ohne Probleme seine Meinung sagen, Kritik üben.
Wer zum Team dazugehörte konnte sich glücklich schätzen, denn Eike und Ekke sorgten schon dafür das jeder Arbeit bekam. Damals gabs ja noch keine Handys. Einmal kam ich aus einem Frankreichurlaub zurück und fand eine Postkarte in meinem Briefkasten. Sie war von Eike: Lieber Jürgen, Du scheinst in Urlaub zu sein, melde Dich sofort nach Deiner Rückkehr. Wir können Dir den Job bis zum 1. August freihalten. Ich hoffe Du kommst nicht später zurück.
Das hatte Stil. Ich war rechtzeitig zurück.
Eine neue Fernsehserie sollte beginnen und endlich mal mit bekannten Schauspielern wie Klaus Löwitsch, Manfred Krug, Heinz Schubert, Ilja Richter usw.

Jetzt bekomme ich die Filme nicht mehr in die richtige Reihenfolge, es waren einfach zu viele, aber das macht nichts.
Die Serie hieß „ Detektivbüro Roth „ und spielte in Berlin und Duisburg. Kameramann war Michael Marszalek, mit dem ich in den folgenden Jahren noch viele Filme drehen sollte. Ein Hans Dampf in allen Gassen, er produzierte noch Cds nebenbei und war ein Könner. Es war sehr angenehm mit ihm zu arbeiten und wir wurden schnell Freunde. Bevor es bei Universum Film los ging drehte ich erst ein paar Folgen der gleichen Serie bei einer Firma die Active Film ( ganz wichtig - sie hat nichts zu tun mit einer seit dem Jahr 2000 existierenden und überaus seriösen Firma, die auch Active Film heißt ) hieß, Regie führte Tom Engel. Leider war Active Film eine wenig seriöse Firma, sie gehörte einem aalglatten Typ namens Jürgen Dohme, Teilhaber der Firma war der berühmte Regisseur Dieter Wedel zu dem wir noch später kommen. Der Wahrheitsgehalt der Aussagen von Zlatka der Produktionsleiterin lag deutlich unter 10 %. Trotz eines eindeutigen Vertrages wollte Dohme keine der reichlichen Überstunden bezahlen, auch die letzte Woche wurde mir nicht bezahlt, er sagte jedem der sein Geld wollte, er solle doch klagen. Das tat ich auch, gewann den Prozeß, erhielt mein Geld. Ein halbes Jahr später verklagte Active Film mich, brachte gefälschte Vorschußquittungen auf den Tisch und wollte exakt den gleichen Betrag wieder zurück, sie verloren wieder.
Doch zu den Dreharbeiten. Ich freute mich darauf auf einen meiner Lieblingsschauspieler Klaus Löwitsch zu treffen. Die Enttäuschung war groß, Löwitsch war zwar gut aber ein Superwichser, ein richtig fieser Proll. Er hatte permanent schlechte Laune und suchte sich fast jeden Tag jemanden aus, den er fertig machen konnte. Natürlich nicht jemanden, der ihm Kontra geben würde, wie zum Beispiel Produktionsleitung, Regie oder Kamera, nein kleine Lichter suchte er sich aus, die sich nicht wehren konnten. Wenn mal was nicht klappte war irgendjemand schuld, ein Beleuchter, der in seiner Blickrichtung stand und angeblich blöd schaute und ihn deshalb irritierte oder das Scriptgirl was dann im Weg stand, oder irgendwas. Er suchte richtig danach. Widerlich der Mann.
Kann man echt vergessen den Typ.
Der zweite Hauptdarsteller war Manfred Krug, er galt als schwierig. Doch der entpuppte sich als angenehm, wenn der mal Streit suchte dann mit dem Regisseur oder mit der Produktion, nie mit Teammitgliedern, die sich nicht wehren konnten. Wenn er was vorschlug und der Regisseur ging nicht darauf ein, sagte er nur: OK, vergiß es, sag mir was ich aufsagen soll.
Ich habe kaum einen Schauspieler erlebt, dem die Begabung so in die Wiege gelegt wurde. Manne spielte mit einer Leichtigkeit und ohne große Anstrengung. Ich gehe mal davon aus, das er sein ganzes Leben lang nur 25% seiner möglichen schauspielerischen Leistung gegeben hat und damit war er immer noch besser als die meisten anderen.
Manne war allerdings ein fauler Sack, den Text lernte er nie, er kam grundsätzlich mit Zetteln auf denen sein Text stand, fragte mich nach der Bildkante und hängte die Zettel außerhalb des Bildes auf oder legte ihn in Schubladen oder sonstwo ab. Er konnte allerdings ablesen ohne das es groß auffiel. Beobachten Sie ihn mal beim schauspielern. Krug macht permanent irgendetwas, ganz klar, er muß ja auch immer im richtigen Moment beim richtigen Zettel sein. Trotzdem ist er einfach brilliant. Ich fand ihn angenehm, er ist zwar ein wenig poltrig, aber nie unangenehm und wenn er mal schlechte Laune hatte, wußte ich wie ich ihn ruhig stellen konnte. Er interessierte sich für Geldanlagen und hochwertige Hifianlagen. Hey Manfred hast Du schon den neuen Verstärker von Burmester gesehen - egal wie schlecht seine Laune war - los erzähl sagte er, und die schlechte Laune war weg.
Löwitsch wurde dann Gott sei Dank durch Heinz Schubert ( Ekel Alfred ) ersetzt und das war wirklich ein klasse Typ.
Nun ging es mit Universum Film ( der topfairen Firma ) in Duisburg weiter mit Theo und Karl Herrmann und den Hühnern