Sonntag, 2. März 2008

Die Untiefen des deutschen Vorabendprogramms.

Leider habe ich ein Problem, nachdem monatelang alles schief lief und ich schon daran dachte die Insel zu verlassen, klappt nun plötzlich alles. Ich muß 3 Filme gleichzeitig machen, einen über die Küstenwache, einen über das Delfintherapiezentrum und einen für eine große Trustcompany. Da werde ich nur wenig Zeit finden weiter zu schreiben, sorry. ( Mein Rechtschreibprogramm macht mich fertig, so eine blöde Reform ). Wir waren im Jahr 1981 stehen geblieben, da passierten schreckliche Sachen in Deutschland, Ufos, Schweine im Weltall, die neue deutsche Welle schwappte wie eine Seuche über das Land, aber auch BAP wurde populär, das war zumindest ein Ausgleich. Ich machte mit Heinz noch mehrere Filme, die aber nicht erwähnenswert sind, da sie fast alle inzwischen in Vergessenheit geraten sind ( mit Recht ). Eine Serie mit Elke Aberle, total langweilig, die in einer Pillenfabrik spielte, einen Film der hieß: In den Tod, hurra über das Verheizen von Jugendregimentern im ersten Weltkrieg bei Langemarck, ein anspruchsvolles Werk aber langweilig, weil zu intellektuell umgesetzt, eine Kurzfilm: der Träumer, das war ein Vorläufer von und täglich grüßt das Murmeltier, der war witzig und einen Film der hieß: Besuch von drüben, mit einem unsäglichen Schauspieler aus der DDR, der hieß Edwin Marjan, ein Untalent und Maria Louise Marian, eine sehr nette Frau, die später in der Lindenstrasse zur Mutter der Nation wurde. Wir drehten in Hanau und wohnten im sogenannten Rundhotel. Eines Nachts gab es einen Höllenlärm im Zimmer nebenan, ich mußte früh raus und wollte schlafen. Mit maßloser Selbstüberschätzung meiner eigenen Person stand ich Ruckzuck im Gang und bollerte an die Tür nebenan. Denen würde ich was erzählen, ich war auf 180.
Bad idea ?
Die Tür öffnete sich und ich hatte Menschen vor mir mit denen ich mich weiß Gott nicht anlegen wollte. In Hanau fanden die deutschen Meisterschaften der Amateurboxer statt. Die Teilnehmer hatten sich im Zimmer nebenan versammelt um ein wenig zu feiern. Ich bekam aber keins auf die Fresse, ermutigte sie ruhig fröhlich weiterzufeiern. Es war keine gute Nacht.
Dann machte ich noch einen Film, der war relativ interessant, ein Porträt von Gustav Fröhlich, der kam aus der Schweiz mit seinem eigenen Alfa angereist und das mit 84 Jahren. Gustav Fröhlich kennt heute keiner mehr aber er war während der Nazizeit so populär, das er es sich leisten konnte sogar Göbbels zu ohrfeigen ohne dafür im KZ zu landen ( das muß man sich mal vorstellen, ein wirklich mutiger Mann ). Redakteur bei diesem Film war Wolf Bauer, heute der Europa Chef von der UFA, ein angenehmer Zeitgenosse, der mich kleines Licht jahrelang grüsste wenn wir uns trafen. Ein Topmanager ohne Starallüren, bodenständig, angenehmes Auftreten, kollegial. Lieber Wolf, falls Du das lesen solltest, Dein Verhalten einfachen Mitarbeitern gegenüber hat mich wirklich schwer beeindruckt, Du warst ein Gentleman ohne Fehl und Tadel. Danke.
Damit kommen wir zum Bertelsmannkonzern überhaupt. Ich habe damals lange Jahre für Universum Film gearbeitet, mit Eike Hendrich als Produktionsleiter. Es gab damals viele schwarze Schafe in der Branche, Eike und sein Aufnahmeleiter Ekke Lange ( Gott hab ihn selig ) gehörten nicht dazu. Ich habe selten so ein angenehmes Betriebsklima erlebt, Fairness, gute Bezahlung, gutes Essen und ein persönlicher, ja freundschaftlicher Umgang mit den Mitarbeitern gehörten zum Stil der Beiden, man konnte ohne Probleme seine Meinung sagen, Kritik üben.
Wer zum Team dazugehörte konnte sich glücklich schätzen, denn Eike und Ekke sorgten schon dafür das jeder Arbeit bekam. Damals gabs ja noch keine Handys. Einmal kam ich aus einem Frankreichurlaub zurück und fand eine Postkarte in meinem Briefkasten. Sie war von Eike: Lieber Jürgen, Du scheinst in Urlaub zu sein, melde Dich sofort nach Deiner Rückkehr. Wir können Dir den Job bis zum 1. August freihalten. Ich hoffe Du kommst nicht später zurück.
Das hatte Stil. Ich war rechtzeitig zurück.
Eine neue Fernsehserie sollte beginnen und endlich mal mit bekannten Schauspielern wie Klaus Löwitsch, Manfred Krug, Heinz Schubert, Ilja Richter usw.

Jetzt bekomme ich die Filme nicht mehr in die richtige Reihenfolge, es waren einfach zu viele, aber das macht nichts.
Die Serie hieß „ Detektivbüro Roth „ und spielte in Berlin und Duisburg. Kameramann war Michael Marszalek, mit dem ich in den folgenden Jahren noch viele Filme drehen sollte. Ein Hans Dampf in allen Gassen, er produzierte noch Cds nebenbei und war ein Könner. Es war sehr angenehm mit ihm zu arbeiten und wir wurden schnell Freunde. Bevor es bei Universum Film los ging drehte ich erst ein paar Folgen der gleichen Serie bei einer Firma die Active Film ( ganz wichtig - sie hat nichts zu tun mit einer seit dem Jahr 2000 existierenden und überaus seriösen Firma, die auch Active Film heißt ) hieß, Regie führte Tom Engel. Leider war Active Film eine wenig seriöse Firma, sie gehörte einem aalglatten Typ namens Jürgen Dohme, Teilhaber der Firma war der berühmte Regisseur Dieter Wedel zu dem wir noch später kommen. Der Wahrheitsgehalt der Aussagen von Zlatka der Produktionsleiterin lag deutlich unter 10 %. Trotz eines eindeutigen Vertrages wollte Dohme keine der reichlichen Überstunden bezahlen, auch die letzte Woche wurde mir nicht bezahlt, er sagte jedem der sein Geld wollte, er solle doch klagen. Das tat ich auch, gewann den Prozeß, erhielt mein Geld. Ein halbes Jahr später verklagte Active Film mich, brachte gefälschte Vorschußquittungen auf den Tisch und wollte exakt den gleichen Betrag wieder zurück, sie verloren wieder.
Doch zu den Dreharbeiten. Ich freute mich darauf auf einen meiner Lieblingsschauspieler Klaus Löwitsch zu treffen. Die Enttäuschung war groß, Löwitsch war zwar gut aber ein Superwichser, ein richtig fieser Proll. Er hatte permanent schlechte Laune und suchte sich fast jeden Tag jemanden aus, den er fertig machen konnte. Natürlich nicht jemanden, der ihm Kontra geben würde, wie zum Beispiel Produktionsleitung, Regie oder Kamera, nein kleine Lichter suchte er sich aus, die sich nicht wehren konnten. Wenn mal was nicht klappte war irgendjemand schuld, ein Beleuchter, der in seiner Blickrichtung stand und angeblich blöd schaute und ihn deshalb irritierte oder das Scriptgirl was dann im Weg stand, oder irgendwas. Er suchte richtig danach. Widerlich der Mann.
Kann man echt vergessen den Typ.
Der zweite Hauptdarsteller war Manfred Krug, er galt als schwierig. Doch der entpuppte sich als angenehm, wenn der mal Streit suchte dann mit dem Regisseur oder mit der Produktion, nie mit Teammitgliedern, die sich nicht wehren konnten. Wenn er was vorschlug und der Regisseur ging nicht darauf ein, sagte er nur: OK, vergiß es, sag mir was ich aufsagen soll.
Ich habe kaum einen Schauspieler erlebt, dem die Begabung so in die Wiege gelegt wurde. Manne spielte mit einer Leichtigkeit und ohne große Anstrengung. Ich gehe mal davon aus, das er sein ganzes Leben lang nur 25% seiner möglichen schauspielerischen Leistung gegeben hat und damit war er immer noch besser als die meisten anderen.
Manne war allerdings ein fauler Sack, den Text lernte er nie, er kam grundsätzlich mit Zetteln auf denen sein Text stand, fragte mich nach der Bildkante und hängte die Zettel außerhalb des Bildes auf oder legte ihn in Schubladen oder sonstwo ab. Er konnte allerdings ablesen ohne das es groß auffiel. Beobachten Sie ihn mal beim schauspielern. Krug macht permanent irgendetwas, ganz klar, er muß ja auch immer im richtigen Moment beim richtigen Zettel sein. Trotzdem ist er einfach brilliant. Ich fand ihn angenehm, er ist zwar ein wenig poltrig, aber nie unangenehm und wenn er mal schlechte Laune hatte, wußte ich wie ich ihn ruhig stellen konnte. Er interessierte sich für Geldanlagen und hochwertige Hifianlagen. Hey Manfred hast Du schon den neuen Verstärker von Burmester gesehen - egal wie schlecht seine Laune war - los erzähl sagte er, und die schlechte Laune war weg.
Löwitsch wurde dann Gott sei Dank durch Heinz Schubert ( Ekel Alfred ) ersetzt und das war wirklich ein klasse Typ.
Nun ging es mit Universum Film ( der topfairen Firma ) in Duisburg weiter mit Theo und Karl Herrmann und den Hühnern

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