Mittwoch, 27. Februar 2008

Kleine Brötchen backen



Gott sei Dank war ich nicht lange arbeitslos, ich bekam einen Job beim ZDF Berlin. Die Kameramänner waren ganz nett. Am liebsten arbeitete ich mit Nino Mangelli, einem Italiener, der seit 30 Jahren in Deutschland lebte aber immer noch arg gebrochen Deutsch redete. Er war ein typischer Italiener, ein Charmeur. Immer wenn eine halbwegs hübsche Frau unseren Weg kreuzte kam Ninos grosse Stunde. Sage Sie, sind Sie zufällig Frau Muller, war seine Standardanmache, Ü konnte er als Italiener nicht. Dann folgte, habe Sie zufällig eine Bonbon, bei Verneinung: wolle Sie eine Bonbon. Nino war gut darauf und sprach vorwiegend in Rätseln: weißt Du wo ich kriege Eggeschran. Was ? fragte ich. Sprichst Du keine Deutsche, suche eine Eggeschran. Dann kapierte ich, einen Eckschrank suchte er. Er mußte für seine Kinder Unterhalt bezahlen, die studierten allerdings, was ihm nicht passte, da sich die Unterhaltsverpflichtungen hinzogen. Meine Tochter, studiert! Warum ? Soll sie werden Nutte, ist doch auch schöner Beruf, brauch sie nix Studium. Aber natürlich liebte er seine Kinder und das waren alles Sprüche, aber unterhaltsam. Lichthilfe war Prince Baba aus Ghana ein Chaot vor dem Herren, aber ein ganz liebenswerter Zeitgenosse. Wir hatten also viel Spaß. Die Mädels in der Dispo mochten mich ganz gerne und deshalb hatte ich genug Jobs.
Ein zweites Standbein war eine Firma namens Cinekreis, die machte Werbespots für Tupperware und alles mögliche. Dort mußte man allerdings trinkfest sein. Einmal machten wir einen Film über Ballonfliegen in Neustadt an der Weinstrasse, 35 mm, mit zwei Kamerateams. Ich sollte mit einem der Kameramänner einen Tag länger bleiben und noch eine Parallelflug mit dem Hubschrauber drehen. Ich tauschte die Kameraausrüstung mit dem zweiten Team und übernahm die Ausrüstung von Gert Stallmann, dem Assistenten des zweiten Kameramanns ( den ich ja schon vom Bahnhof Zoo kannte ). Kurz bevor der Hubschrauber kam wollte ich einen Kassette einlegen, dafür benutzte man einen Dunkelsack. Ein Dunkelsack ist wie ein schwarzer Pullover aus lichtundurchlässigem Material und bis auf die Armöffnungen geschlossen. Man legt die Kassette hinein, dann den Film, der in einer Blechdose ist. Dann fährt man mit den Armen in die Ärmelöffnungen, öffnet die Dose im Dunkelsack und legt den Film in die Kassette ein und schließ sie. Damit verhindert man das Licht auf den Film gerät und er belichtet wird.
Ich suchte den Dunkelsack in Gerts Ausrüstung, aber es war keiner da. Mist mein Dunkelsack war in der Ausrüstung die ich ihm gegeben hatte und sie waren schon abgereist. Wie sollte ich nun den Film in die Kassette bekommen auf freiem Feld.
Letzte Chance wäre der Kofferraum eines Autos gewesen. Der Hubschrauber kam. Der hat ja keinen Helimount sagte Ulli der Kameramann, so kann ich nicht drehen. ( Helimount ist eine Vorrichtung um die Kamera im Hubschrauber zu befestigen ). Der Dreh wurde abgebrochen und wir fuhren nach Berlin zurück, keiner hat je mein Problem entdeckt.
Der Film wurde übrigens nie fertig. Nach einem anderen Dreh ( ohne mich ) fehlte plötzlich eine Rolle belichtetes Filmmaterial, ohne die der Film nicht fertig gestellt werden konnte. Alle wurden beschuldigt im Suff die Rolle verschlampt zu haben.
Als 4 Jahre später, Winne, der Chef der Firma seinen Mercedes verkaufte fand man die Rolle unter dem Rücksitz, natürlich inzwischen unbrauchbar.
Für mich ging es wieder aufwärts, die Neue Filmproduktion suchte einen Assistenten und rief mich an und diese Firma war eine richtige Fernsehproduktion.
Heinz Pehlke
Zuerst möchte ich mich mal bei allen Lesern entschuldigen, das ich die Seiten so relativ lieblos aufschreibe. Mein Problem, ich habe wenig Zeit und will erstmal alles aufschreiben bevor ich es vergesse. Wenn ich damit durch bin, werde ich die Texte bearbeiten, damit sie schöner zu lesen sind.
Die erste Produktion bei der NFP war wenig spektakulär, es war ein Pilotfilm für Kinder. Pappenheimer hieß er. Bei den Dreharbeiten lief alles schief, Regie und Kamera harmonierten nicht so gut und so war der Redakteur der Firma Hans Robert Eisenhauer, später der Filmbeauftragte und Berlin und danach Deutschlandchef von Arte, ziemlich verzweifelt und glaubte den Auftrag nicht zu bekommen. Ich bot ihm an noch einen Tag alleine zu drehen, um all das zu bekommen was fehlte. Er willigte ein. Ich hatte wirklich Glück und bekam alle Aufnahmen die noch benötigt wurden in wenigen Stunden.
Ich kam mit dem Filmmaterial aus dem Kopierwerk in den Schneideraum und alle erwarteten nichts von einem noch unerfahrenen Assistenten und dann wunderten sie sich sehr über das was ich gedreht hatte. Alle waren überglücklich, ich wurde fürstlich bezahlt und bekam die Zusage, das wenn sie den Auftrag bekommen würden, ich der Kameramann sein solle.
Sie erhielten einige Wochen später den Auftrag - ich habe allerdings niemals wieder ein Jobangebot von dieser Firma bekommen. So ist die Branche, versprochen wird viel, gehalten wenig.
Aber davor sollte ich noch eine Fernsehserie als Assistent machen, der Kameramann hieß Heinz Pehlke und es hieß er sei schwierig.
Hein Pehlke war ein Herr, einer der besten Kameramänner der Nachkriegszeit, er hatte den berühmten Film „ Die Halbstarken „ mit Horst Buchholz gedreht, das Totenschiff und viele Filme von Helmut Käutner und - er war überhaupt nicht schwierig, er entpuppte sich als väterlicher Freund, der mir viele Freiheiten ließ und von dem ich sehr viel gelernt habe, denn er war ein Meister seines Fachs.
Es ging nach Heidelberg, Vivatgasse 7 hieß die Fernsehserie, Regie führte Imo Moszkowicz, ebenfalls ein angenehmer Zeitgenosse. Leider spielten bei dieser Serie keine Stars mit, Eleonore Weissgerber war die bekannteste Schauspielerin.
Eines Tages kam ich mit einem neuen T-shirt zum Set, es hatte eine absonderlich purpurne Farbe, deshalb hatte ich es gekauft. Imo schaute mich an und sagte ganz ruhig zu mir: Bitte geh ins Hotel und zieh Dir was anderes an. Ich verstand kein Wort. Warum, fragte ich irritiert. Er antwortete nur, tu es - bitte - sofort. Ich ging schnell ins Hotel, zog mich um und hatte keine Ahnung warum ein bis dahin vernünftiger Regisseur sich plötzlich so merkwürdig verhielt.
Als ich zurückkam atmete Imo sichtbar erleichtert auf. Er fing an zu erzählen. Er war Jude und hatte Ausschwitz überlebt, doch seine Familie war ermordet worden. Die Farbe meines T-Shirts habe ihn an die Hautfarbe der Leichen dort erinnert. Er bedankte sich bei mir, daß ich mich umgezogen hatte.
Als ich zurück ins Hotel kam, warf ich mein Shirt in den Müll. Ich wollte nicht das mir unbekannte Menschen, denen ich vielleicht zufällig begegnen würde und die Ähnliches durchgemacht hatten, dieselben Assoziationen bekommen würden.
Und damit kommen wir zu einem kurzen Rückblick in die Nazizeit und dem kollektiven „ Wir haben nichts davon gewußt „, der meisten Deutschen, die diese Zeit erlebt haben. Ich komme aus einer einfachen Familie, arm aber anständig. Schon als Kind hatte mir meine Oma ein Buch über die Konzentrationslager gezeigt, ich hatte diese Leichenberge auf Bildern gesehen und das allgegenwärtige Grauen. Wir lebten in einem Dorf weitab von einem Konzentrationslager. Später fragte ich sie dann, ob sie gewußt habe, was dort passiere. Mein Opa war bei der Bahn und kam erst viel später als Soldat direkt nach Stalingrad und kehrte von da nicht zurück. Er hatte also auch keinen direkten Kontakt mit einem KZ gehabt. „ Alle haben es gewußt „ sagte meine Oma, „ zwar keine Details über die Gaskammern, aber wir wußten, daß sie diese armen Menschen umbringen „ und dann erzählte sie mir von meiner Familie, was mich bis dahin nie interessiert hatte. Sie erzählte mir das keines der Kinder mit meiner Mutter oder ihren Brüdern spielen durfte, da sie die einzigen im Dorf waren, die nicht in der Partei waren. Sie waren immer Sozis gewesen und auch geblieben während der NS-Diktatur. Sie zeigte mir einige Akten aus unserem Dorf, die sie nach dem Krieg mit nach Hause genommen hatte, darunter war eine Auflistung des Bürgermeisters über nicht wehrfähige Männer aus dem Jahr 1944. Auf dieser Liste waren nur Schwachsinnige und Kriegsversehrte mit schweren Amputationen, die nicht kämpfen konnten. Auf der letzten Seite als zweitletzter unter dem Buchstaben W war mein Urgroßvater aufgeführt, da stand aber nicht Krüppel oder geisteskrank, da stand schwarz auf weiß: politisch unzuverlässig. Hätte der Bürgermeister die Liste weggeschickt wäre mein Urgroßvater auch im KZ gelandet. Als die Amerikaner noch 1500 m vom Dorf entfernt waren und mein Urgroßvater, die weiße Fahne hisste, damit das Dorf nicht beschossen wird, überlegten die Nazis noch ob sie ihn aufhängen, bevor sie abhauten.
Ich habe ihn nie kennen gelernt, aber ich war plötzlich stolz auf meine Familie, die mir bis dahin immer zu einfach gewesen war. Ich ging gleich zu meiner anderen Oma und fragte sie warum mein anderer Opa, trotz der Länge des Krieges nur einfacher Soldat geblieben war. Er hatte als sie russische Zivilisten erschiessen sollten, den Befehl verweigert und sein Gewehr weggeworfen. Nur Dank der Umsicht seines Vorgesetzten war er nicht zum Tode verurteilt worden, sondern sie hatten ihn an Ort und Stelle degradiert und einer Strafkompanie zugeteilt. Es ging also doch, man konnte Courage zeigen, auch in diesen Zeiten. Ich war es zufrieden mit meiner Familie, alles keine Nazis, aber um ganz ehrlich zu sein, natürlich hab ich da Glück gehabt, keiner kann was für seine Naziverwandschaft. Das mir diese braunen Horden viele Jahre später auch nach dem Leben trachten würden, konnte ich damals noch nicht ahnen.
Zurück in die Gegenwart zur Vivatgasse und zur Feuerwehr. Wir drehten nachts in einem Dorf hoch über dem Neckar, unsere Statisten waren die Männer der örtlichen freiwilligen Feuerwehr. Sie warteten in der Kneipe auf ihren Einsatz. Leider verzögerte sich unser Dreh um einige Stunden. Als es dann soweit war, waren alle sturzbetrunken. Es war nur eine kleine Szene, schnell abgedreht. Danach tranken sie fröhlich weiter, während wir etwas anders drehten und dann ging die Sirene los - Feueralarm. Sie wankten zu ihren Fahrzeugen, einer fuhr mit dem Moped gleich den nächsten Gartenzaun um, es war ein Bild für die Götter.
Ich glaube von den Haus, was da brannte dürfte nicht viel übrig geblieben sein.
Sonst passierte nicht viel bei den Dreharbeiten, es war halt eine Vorabendserie, nett aber unspektakulär.
Den nächsten Film erwähne ich nur kurz ohne Namen zu nennen, denn da könnte es Ärger geben. Wir drehten in einem Antiquitätengeschäft und der Regisseur hatte Geburtstag, das Team und die Schauspieler legten zusammen und wir kauften ihm ein historisches Tablett aus dem Laden, stolze 1200 Mark kostete es. Als ich am nächsten Tag am Produktionsbüro vorbeiging, das Fenster stand offen, hörte ich den Produktionsleiter auf English telefonieren. Yes, they stole an historic tablett ( er sagte nicht tray ). The value ?, the value is about 1200 DM. Er telefonierte anscheinend mit der Versicherung. Hony soit, qui mal y pense. Ein Schelm der Böses dabei denkt. Ich habe es für mich behalten, bis jetzt. Der Produktionsleiter hat natürlich Karriere gemacht.

Jetzt habe ich ein Problem, nämlich keine Zeit. Demnächst werde ich Musik von Improved Sound Limited und den Petards einstellen, habe die Genehmigung. Der Blog wird leider kurz, da in 35 Minuten „ Lost „ losgeht, die neue Staffel die in Deutschland noch nicht läuft.
Schaue sonst kein Fernsehen, nur DVDs. Kämpfe mich durch die zweite Staffel von Akte X. Aber Lost wird immer verwirrender, darf ich nicht verpassen. Kann mir keine Namen merken, heute wird die Geschichte von dem Glatzkopf erzählt, der im Rollstuhl saß, das letzte Mal war die Blonde mit dem Kind dran.Blondie hatte ne super Idee, wie man Hilfe holen kann. Schreib ich nun was oder zappe ich vorher durch die Hundert Kanäle und schaue zum Beispiel: Americas funniest Homevideos. Hab ich mich jetzt als Spießer geoutet.
Nur noch 31 Minuten bis Lost. Übrigens spielte in der letzten Folge der Arzt ( Hauptdarsteller ) Baseball mit den Feinden. Die hübsche Mörderin und der Iraker wollten in gerade befreien und waren entsetzt.
Glaube hat keinen Zweck mit meiner Geschichte weiterzumachen, bis ich die Tags eingegeben hab, das dauert ja auch noch mal.
Noch 28 Minuten bis Lost.
Sorry ich mach mir jetzt einen Kaffee und geh Lost gucken, bis zum nächsten Mal.
Der Ziege gehts übrigens gut, ist schon gewachsen.

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