Mittwoch, 27. Februar 2008

Kleine Brötchen backen



Gott sei Dank war ich nicht lange arbeitslos, ich bekam einen Job beim ZDF Berlin. Die Kameramänner waren ganz nett. Am liebsten arbeitete ich mit Nino Mangelli, einem Italiener, der seit 30 Jahren in Deutschland lebte aber immer noch arg gebrochen Deutsch redete. Er war ein typischer Italiener, ein Charmeur. Immer wenn eine halbwegs hübsche Frau unseren Weg kreuzte kam Ninos grosse Stunde. Sage Sie, sind Sie zufällig Frau Muller, war seine Standardanmache, Ü konnte er als Italiener nicht. Dann folgte, habe Sie zufällig eine Bonbon, bei Verneinung: wolle Sie eine Bonbon. Nino war gut darauf und sprach vorwiegend in Rätseln: weißt Du wo ich kriege Eggeschran. Was ? fragte ich. Sprichst Du keine Deutsche, suche eine Eggeschran. Dann kapierte ich, einen Eckschrank suchte er. Er mußte für seine Kinder Unterhalt bezahlen, die studierten allerdings, was ihm nicht passte, da sich die Unterhaltsverpflichtungen hinzogen. Meine Tochter, studiert! Warum ? Soll sie werden Nutte, ist doch auch schöner Beruf, brauch sie nix Studium. Aber natürlich liebte er seine Kinder und das waren alles Sprüche, aber unterhaltsam. Lichthilfe war Prince Baba aus Ghana ein Chaot vor dem Herren, aber ein ganz liebenswerter Zeitgenosse. Wir hatten also viel Spaß. Die Mädels in der Dispo mochten mich ganz gerne und deshalb hatte ich genug Jobs.
Ein zweites Standbein war eine Firma namens Cinekreis, die machte Werbespots für Tupperware und alles mögliche. Dort mußte man allerdings trinkfest sein. Einmal machten wir einen Film über Ballonfliegen in Neustadt an der Weinstrasse, 35 mm, mit zwei Kamerateams. Ich sollte mit einem der Kameramänner einen Tag länger bleiben und noch eine Parallelflug mit dem Hubschrauber drehen. Ich tauschte die Kameraausrüstung mit dem zweiten Team und übernahm die Ausrüstung von Gert Stallmann, dem Assistenten des zweiten Kameramanns ( den ich ja schon vom Bahnhof Zoo kannte ). Kurz bevor der Hubschrauber kam wollte ich einen Kassette einlegen, dafür benutzte man einen Dunkelsack. Ein Dunkelsack ist wie ein schwarzer Pullover aus lichtundurchlässigem Material und bis auf die Armöffnungen geschlossen. Man legt die Kassette hinein, dann den Film, der in einer Blechdose ist. Dann fährt man mit den Armen in die Ärmelöffnungen, öffnet die Dose im Dunkelsack und legt den Film in die Kassette ein und schließ sie. Damit verhindert man das Licht auf den Film gerät und er belichtet wird.
Ich suchte den Dunkelsack in Gerts Ausrüstung, aber es war keiner da. Mist mein Dunkelsack war in der Ausrüstung die ich ihm gegeben hatte und sie waren schon abgereist. Wie sollte ich nun den Film in die Kassette bekommen auf freiem Feld.
Letzte Chance wäre der Kofferraum eines Autos gewesen. Der Hubschrauber kam. Der hat ja keinen Helimount sagte Ulli der Kameramann, so kann ich nicht drehen. ( Helimount ist eine Vorrichtung um die Kamera im Hubschrauber zu befestigen ). Der Dreh wurde abgebrochen und wir fuhren nach Berlin zurück, keiner hat je mein Problem entdeckt.
Der Film wurde übrigens nie fertig. Nach einem anderen Dreh ( ohne mich ) fehlte plötzlich eine Rolle belichtetes Filmmaterial, ohne die der Film nicht fertig gestellt werden konnte. Alle wurden beschuldigt im Suff die Rolle verschlampt zu haben.
Als 4 Jahre später, Winne, der Chef der Firma seinen Mercedes verkaufte fand man die Rolle unter dem Rücksitz, natürlich inzwischen unbrauchbar.
Für mich ging es wieder aufwärts, die Neue Filmproduktion suchte einen Assistenten und rief mich an und diese Firma war eine richtige Fernsehproduktion.
Heinz Pehlke
Zuerst möchte ich mich mal bei allen Lesern entschuldigen, das ich die Seiten so relativ lieblos aufschreibe. Mein Problem, ich habe wenig Zeit und will erstmal alles aufschreiben bevor ich es vergesse. Wenn ich damit durch bin, werde ich die Texte bearbeiten, damit sie schöner zu lesen sind.
Die erste Produktion bei der NFP war wenig spektakulär, es war ein Pilotfilm für Kinder. Pappenheimer hieß er. Bei den Dreharbeiten lief alles schief, Regie und Kamera harmonierten nicht so gut und so war der Redakteur der Firma Hans Robert Eisenhauer, später der Filmbeauftragte und Berlin und danach Deutschlandchef von Arte, ziemlich verzweifelt und glaubte den Auftrag nicht zu bekommen. Ich bot ihm an noch einen Tag alleine zu drehen, um all das zu bekommen was fehlte. Er willigte ein. Ich hatte wirklich Glück und bekam alle Aufnahmen die noch benötigt wurden in wenigen Stunden.
Ich kam mit dem Filmmaterial aus dem Kopierwerk in den Schneideraum und alle erwarteten nichts von einem noch unerfahrenen Assistenten und dann wunderten sie sich sehr über das was ich gedreht hatte. Alle waren überglücklich, ich wurde fürstlich bezahlt und bekam die Zusage, das wenn sie den Auftrag bekommen würden, ich der Kameramann sein solle.
Sie erhielten einige Wochen später den Auftrag - ich habe allerdings niemals wieder ein Jobangebot von dieser Firma bekommen. So ist die Branche, versprochen wird viel, gehalten wenig.
Aber davor sollte ich noch eine Fernsehserie als Assistent machen, der Kameramann hieß Heinz Pehlke und es hieß er sei schwierig.
Hein Pehlke war ein Herr, einer der besten Kameramänner der Nachkriegszeit, er hatte den berühmten Film „ Die Halbstarken „ mit Horst Buchholz gedreht, das Totenschiff und viele Filme von Helmut Käutner und - er war überhaupt nicht schwierig, er entpuppte sich als väterlicher Freund, der mir viele Freiheiten ließ und von dem ich sehr viel gelernt habe, denn er war ein Meister seines Fachs.
Es ging nach Heidelberg, Vivatgasse 7 hieß die Fernsehserie, Regie führte Imo Moszkowicz, ebenfalls ein angenehmer Zeitgenosse. Leider spielten bei dieser Serie keine Stars mit, Eleonore Weissgerber war die bekannteste Schauspielerin.
Eines Tages kam ich mit einem neuen T-shirt zum Set, es hatte eine absonderlich purpurne Farbe, deshalb hatte ich es gekauft. Imo schaute mich an und sagte ganz ruhig zu mir: Bitte geh ins Hotel und zieh Dir was anderes an. Ich verstand kein Wort. Warum, fragte ich irritiert. Er antwortete nur, tu es - bitte - sofort. Ich ging schnell ins Hotel, zog mich um und hatte keine Ahnung warum ein bis dahin vernünftiger Regisseur sich plötzlich so merkwürdig verhielt.
Als ich zurückkam atmete Imo sichtbar erleichtert auf. Er fing an zu erzählen. Er war Jude und hatte Ausschwitz überlebt, doch seine Familie war ermordet worden. Die Farbe meines T-Shirts habe ihn an die Hautfarbe der Leichen dort erinnert. Er bedankte sich bei mir, daß ich mich umgezogen hatte.
Als ich zurück ins Hotel kam, warf ich mein Shirt in den Müll. Ich wollte nicht das mir unbekannte Menschen, denen ich vielleicht zufällig begegnen würde und die Ähnliches durchgemacht hatten, dieselben Assoziationen bekommen würden.
Und damit kommen wir zu einem kurzen Rückblick in die Nazizeit und dem kollektiven „ Wir haben nichts davon gewußt „, der meisten Deutschen, die diese Zeit erlebt haben. Ich komme aus einer einfachen Familie, arm aber anständig. Schon als Kind hatte mir meine Oma ein Buch über die Konzentrationslager gezeigt, ich hatte diese Leichenberge auf Bildern gesehen und das allgegenwärtige Grauen. Wir lebten in einem Dorf weitab von einem Konzentrationslager. Später fragte ich sie dann, ob sie gewußt habe, was dort passiere. Mein Opa war bei der Bahn und kam erst viel später als Soldat direkt nach Stalingrad und kehrte von da nicht zurück. Er hatte also auch keinen direkten Kontakt mit einem KZ gehabt. „ Alle haben es gewußt „ sagte meine Oma, „ zwar keine Details über die Gaskammern, aber wir wußten, daß sie diese armen Menschen umbringen „ und dann erzählte sie mir von meiner Familie, was mich bis dahin nie interessiert hatte. Sie erzählte mir das keines der Kinder mit meiner Mutter oder ihren Brüdern spielen durfte, da sie die einzigen im Dorf waren, die nicht in der Partei waren. Sie waren immer Sozis gewesen und auch geblieben während der NS-Diktatur. Sie zeigte mir einige Akten aus unserem Dorf, die sie nach dem Krieg mit nach Hause genommen hatte, darunter war eine Auflistung des Bürgermeisters über nicht wehrfähige Männer aus dem Jahr 1944. Auf dieser Liste waren nur Schwachsinnige und Kriegsversehrte mit schweren Amputationen, die nicht kämpfen konnten. Auf der letzten Seite als zweitletzter unter dem Buchstaben W war mein Urgroßvater aufgeführt, da stand aber nicht Krüppel oder geisteskrank, da stand schwarz auf weiß: politisch unzuverlässig. Hätte der Bürgermeister die Liste weggeschickt wäre mein Urgroßvater auch im KZ gelandet. Als die Amerikaner noch 1500 m vom Dorf entfernt waren und mein Urgroßvater, die weiße Fahne hisste, damit das Dorf nicht beschossen wird, überlegten die Nazis noch ob sie ihn aufhängen, bevor sie abhauten.
Ich habe ihn nie kennen gelernt, aber ich war plötzlich stolz auf meine Familie, die mir bis dahin immer zu einfach gewesen war. Ich ging gleich zu meiner anderen Oma und fragte sie warum mein anderer Opa, trotz der Länge des Krieges nur einfacher Soldat geblieben war. Er hatte als sie russische Zivilisten erschiessen sollten, den Befehl verweigert und sein Gewehr weggeworfen. Nur Dank der Umsicht seines Vorgesetzten war er nicht zum Tode verurteilt worden, sondern sie hatten ihn an Ort und Stelle degradiert und einer Strafkompanie zugeteilt. Es ging also doch, man konnte Courage zeigen, auch in diesen Zeiten. Ich war es zufrieden mit meiner Familie, alles keine Nazis, aber um ganz ehrlich zu sein, natürlich hab ich da Glück gehabt, keiner kann was für seine Naziverwandschaft. Das mir diese braunen Horden viele Jahre später auch nach dem Leben trachten würden, konnte ich damals noch nicht ahnen.
Zurück in die Gegenwart zur Vivatgasse und zur Feuerwehr. Wir drehten nachts in einem Dorf hoch über dem Neckar, unsere Statisten waren die Männer der örtlichen freiwilligen Feuerwehr. Sie warteten in der Kneipe auf ihren Einsatz. Leider verzögerte sich unser Dreh um einige Stunden. Als es dann soweit war, waren alle sturzbetrunken. Es war nur eine kleine Szene, schnell abgedreht. Danach tranken sie fröhlich weiter, während wir etwas anders drehten und dann ging die Sirene los - Feueralarm. Sie wankten zu ihren Fahrzeugen, einer fuhr mit dem Moped gleich den nächsten Gartenzaun um, es war ein Bild für die Götter.
Ich glaube von den Haus, was da brannte dürfte nicht viel übrig geblieben sein.
Sonst passierte nicht viel bei den Dreharbeiten, es war halt eine Vorabendserie, nett aber unspektakulär.
Den nächsten Film erwähne ich nur kurz ohne Namen zu nennen, denn da könnte es Ärger geben. Wir drehten in einem Antiquitätengeschäft und der Regisseur hatte Geburtstag, das Team und die Schauspieler legten zusammen und wir kauften ihm ein historisches Tablett aus dem Laden, stolze 1200 Mark kostete es. Als ich am nächsten Tag am Produktionsbüro vorbeiging, das Fenster stand offen, hörte ich den Produktionsleiter auf English telefonieren. Yes, they stole an historic tablett ( er sagte nicht tray ). The value ?, the value is about 1200 DM. Er telefonierte anscheinend mit der Versicherung. Hony soit, qui mal y pense. Ein Schelm der Böses dabei denkt. Ich habe es für mich behalten, bis jetzt. Der Produktionsleiter hat natürlich Karriere gemacht.

Jetzt habe ich ein Problem, nämlich keine Zeit. Demnächst werde ich Musik von Improved Sound Limited und den Petards einstellen, habe die Genehmigung. Der Blog wird leider kurz, da in 35 Minuten „ Lost „ losgeht, die neue Staffel die in Deutschland noch nicht läuft.
Schaue sonst kein Fernsehen, nur DVDs. Kämpfe mich durch die zweite Staffel von Akte X. Aber Lost wird immer verwirrender, darf ich nicht verpassen. Kann mir keine Namen merken, heute wird die Geschichte von dem Glatzkopf erzählt, der im Rollstuhl saß, das letzte Mal war die Blonde mit dem Kind dran.Blondie hatte ne super Idee, wie man Hilfe holen kann. Schreib ich nun was oder zappe ich vorher durch die Hundert Kanäle und schaue zum Beispiel: Americas funniest Homevideos. Hab ich mich jetzt als Spießer geoutet.
Nur noch 31 Minuten bis Lost. Übrigens spielte in der letzten Folge der Arzt ( Hauptdarsteller ) Baseball mit den Feinden. Die hübsche Mörderin und der Iraker wollten in gerade befreien und waren entsetzt.
Glaube hat keinen Zweck mit meiner Geschichte weiterzumachen, bis ich die Tags eingegeben hab, das dauert ja auch noch mal.
Noch 28 Minuten bis Lost.
Sorry ich mach mir jetzt einen Kaffee und geh Lost gucken, bis zum nächsten Mal.
Der Ziege gehts übrigens gut, ist schon gewachsen.

Samstag, 23. Februar 2008

Wir Kinder vom Bahnhof Zoo, eine Ziege und die wilden Siebziger

Leider muß ich jetzt mal vom Thema abweichen, denn es gibt auch hier auf der Insel wichtigere Sachen, die so passieren und die eine Meldung wert sind. Mit Wir Kinder vom Bahnhof Zoo geht das nächste mal weiter.
Also ich bin gerade auf dem Weg zum Einkaufen gegen halb sechs abends. Ich wohne in einem Neubaugebiet, aber da stehen erst wenige Häuser. Ich habe gerade das letzte Haus passiert das im Rohbau ist und schau gelangweilt nach rechts. Was ist das, was torkelt da durch die Gegend. Vollbremsung. Tatsächlich eine kleine, neugeborene Ziege, noch ganz feucht, mit herabhängender Nabelschnur torkelt sie da durch die Gegend, kann noch gar nicht richtig laufen und versucht überall dran zu nuckeln. Weit und breit sind keine anderen Ziegen zu sehen.
Hin und wieder ziehen Ziegenherden durch unsere Gegend, von einer dieser Ziegenherden muß das Kleine sein, von der Mutter verlassen, ein Findelkind. Die kleine Ziege hat unheimlich viel Glück gehabt, denn es laufen eine Menge Hunde hier in der Gegend herum, die hätten sie zerrissen, wenn sie sie gefunden hätten. Die Besitzer lassen ihre Hunde frei herumlaufen, denn es fahren nur wenige Autos.
Also gut, dann wird es nichts mit Lebensmittel einkaufen. Ich rufe Marcel an, der Besitzer des Hauses in dem ich wohne, der hat auch ne Herde. Natürlich ist er nicht da. Ich also raus aus dem Auto und vorsichtig auf die Ziege zu, die hatte noch keine Angst und lief nicht weg. Ich nahm sie auf den Arm und jetzt klopfte das kleine Herz ganz aufgeregt. Ich legte die kleine Ziege vorsichtig vor den Beifahrersitz und fuhr nach Hause. Sofort nuckelte das kleine Tier, das schon heftig nach Ziege roch an den Sitzbezügen.
In einer Minute war ich zu Hause und ging sofort zu meinen Nachbarn nach einem Babyfläschchen fragen. Fehlanzeige - leider habe ich nur 2 Nachbarn, sonst wohnt da noch keiner. Ich erhielt zumindest ne Flasche und einen Gummihandschuh. In den piekte ich ein Loch und füllte Milch hinein.
Dann holte ich die Ziege ins Haus ( Photo ) und versuchte in den folgenden 2 Stunden Milch in das Tier hineinzubekommen, erfolglos. Das Tier nuckelte an allem, bloß nicht an den Daumen des Gummihandschuhs. Ich sah aus wie ein Schwein, der Fußboden war inzwischen voller Milch und die Ziege müffelte so vor sich hin, war unheimlich süß und erstaunlicherweise stubenrein. Ich rief das Tierheim an, den Tierschutzverein, keiner ging ans Telefon.
Dann klingelte mein Handy, Marcel mein Vermieter war dran, was ich wolle, wollte er wissen. Er kam sofort als er wußte was passiert war, brachte ein Fläschchen mit, drückte auf den Kiefer des Tieres, das den Mund aufmachte und dann den Nuckel in den Mund nahm und trank. Dann kam er mit ganz komischen Fragen, ob es ein Männchen oder ein Weibchen sei, welchen Namen ich ihm gegeben hätte.
Keine Ahnung, ich hatte nur verzweifelt versucht Milch in das Tier zu bekommen, da war keine Zeit für nebensächliche medizinische Untersuchungen oder banale Namensfindung. Es war jedenfalls ein Mädel. Es wurde nun in eine Kiste gepackt und wir fuhren zu Marcels Herde. Eine seiner Ziegen hatte 3 von 4 Jungen verloren und wir waren nun gespannt ob sie das kleine Ziegenwesen annehmen würde. Schnüffel, Schnüffel, es waren spannende Minuten, bis sie das kleine dann ableckte und Trinken ließ.
Ich war stolz auf mich. Ich hatte ein kleines Ziegenleben gerettet und da ich nicht zum Einkaufen gekommen war ging ich nun ins Restaurant und aß ein paar Lammkoteletts ( das ist natürlich gelogen, ich hatte noch ne Pizza da ).
Da ich sowieso schon vom Thema abgewichen bin kann ich auch noch was anderes erzählen.
Nach der Ziegennummer schaute ich mir einen Horrorfilm auf DVD an - Wes Craven, last House on the left, langweiliger Film, schlechte Dialoge aber: am Anfang des Film spielt ein Musiktitel ( ... and the road leads to nowhere ), der mich wirklich wieder in die Zeit des Flowerpower zurückführte.
Ich hätte wetten können: das war Improved Sound Limited, doch leider stand nichts im Abspann, aber sie waren es nicht. Improved Sound Limited spielte mit u.a, Roy Black zusammen, Roy begann dann seine Schlagerkarriere, die Band machte progressive Beatmusik, so nannte man das damals. Ich werde mal Pink Hawthorn hochladen, wenn ich die Erlaubnis der Band bekomme , ein Titel von ISL, der das ganze Gefühl dieser Zeit rüberbringt, alle Platten vom ihnen gibts mittlerweile auf CD. Sehr zu empfehlen.
Ich kannte Improved Sound Limited seit 1971. Auf dem Herzberg, einer Burg im Hessischen fand damals ein deutsches Rockfestival statt, veranstaltet durch die Petards meiner Lieblingsband.
Das Jahr vorher hatten sich einige Hundert Fans in unsere Stadthalle verirrt, da wegen schlechten Wetters nicht auf der Burg gespielt werden konnte, 1971 ging dann die Post ab auf dem Herzberg, 10 Mark für zwei Tage, 12 Bands angekündigt, 20 spielten, darunter Can, Frumpy, Xhol, Birth Control, Achim Reichel, Guru Guru ( Manni Neumaier hatte immer seine eigene Klopapierrolle dabei ) und eben die Petards und Improved Sound Limited ( die machten später zum Beispiel die Filmmusik für Wim Wenders: Im Lauf der Zeit- http://www.improved-sound-limited.de/de/START.php ). Ich war Ordner, da ich einen Petardsfanclub hatte und sie auch gut kannte und mußte deshalb keinen Eintritt bezahlen. Ein wirklich geiles Festival, mit Tausenden von Besuchern. Werde Euch auch mal einen Titel der Petards mit hochladen ( falls sie es erlauben ), war ne supergeile Band mit vielen Hits ( http://www.thepetards.com/ ). Die hatten nicht nur geile Songs für diese Zeit sondern auch noch einen exzellenten Schlagzeuger Arno Dietrich, der oft mit Ginger Baker verglichen wurde.
Dieses Festival ist übrigens schuld daran, das ich nicht tanzen kann. Ich hatte mich zwar zur Tanzschule angemeldet und stehe da mit anderen am Einlaß für die erste Tanzstunde aber was passiert ? Roger Waldmann, der Bassist der Petards kommt mit seinem orangenen BMW 2002 TI vorbeigefahren, sieht mich da stehen, hält an und fragt mich, ob ich Lust hätte mit ihm zum Herzberg zu fahren, er müsse noch was für das Festival checken. Er hatte mich schon öfter zu Konzerten mitgenommen, ich hatte ja einen Fanclub und er war eines meiner Idole.
Natürlich hatte ich Lust mitzufahren, die Tanzstunde war vergessen, ich stieg ein, das wars dann mit Tanzen für den Rest meines Lebens ( kann schon Tanzen aber nicht klassisch ).
Jahre später mach ich eine Vera am Mittag Sendung als Regisseur zum Thema Starsearch usw.. Ich lese auf dem Sitzplan Klaus Ebert - Klaus Ebert ? das war doch der Komponist und Leadgitarrist und Komponist der Petards. Und tatsächlich, es war mein alter Bekannter Klaus von den Petards, der als Vertreter eine Plattenfirma in unserer Sendung Talente beurteilen sollte. Wir freuten uns beide sehr uns wiederzusehen. Dieser Klaus Ebert hat übrigens für seine Plattenfirma Dieter Bohlen am Anfang seiner Karriere mal begutachtet und dann abgelehnt und wurde deshalb von Bohlen in seinem Buch zerrissen. Klaus hat aber Recht gehabt, find ich, Bohlen ist kein guter Musiker und Komponist, das ist alles Müll.
Nächstes Mal gehts normal weiter mit Christiane F.

Wir Kinder vom Bahnhof Zoo - Christiane F.
Jürgen Jürges unser Kameramann, einer der besten Deutschlands wurde entlassen. Jürgen ist sicher nicht einer der schnellsten, aber er ist hervorragend. Dieser Film war einer der ersten die Bernd Eichinger produzierte und ich gehe mal davon aus das man sich ein wenig verkalkuliert hatte. Das Buch war endlos lang, die Kinoversion hatte schon deutlich Überlänge. Die erste Schnittversion des Films war nochmals deutlich länger als die Kinoversion und wurde auf die Kinoversion gekürzt.
Hans Günther Bücking, Jürgens Assistent ging auch, aber sie sagten mir ich solle auf alle Fälle bleiben, um Erfahrung zu gewinnen. Das tat ich auch. Als Kameramann kam Justus Pankau, der Chefkameramann des SDR, eine Seele von Mensch, er war deutlich schneller als Jürgen, aber das ging auf Kosten der optischen Qualität, bei der Jürgen keine Kompromisse einging. Erster Assistent wurde Gert Stallmann, mit dem ich heute noch befreundet bin, er ist heute Professor an der TFH Berlin, an der ich später auch mal unterrichtet habe.
Meinen Mitstudenten Achim Poulheim hatte ich mittlerweile bei den Beleuchtern untergebracht
Die Dreharbeiten gingen weiter und keiner wußte wie lange. Die Verträge wurden nur wochenweise verlängert.
Hans hatte mittlerweile einen Job als Kameraassistent bei Michael Ballhaus. Dann bekam Jürgen einen kleinen neuen Film „ Berliner Stadtbahnbilder „. Hans war beschäftigt und o Wunder, Jürgen rief mich an. Erster Kameraassistent bei einem der besten Kameramänner Deutschlands, natürlich sagte ich zu.
Gert Stallmann hatte inzwischen auch einen neuen Job, also machte Achim Poulheim als erster Assistent bei Bahnhof Zoo weiter.
Jürgen und ich begannen mit den Dreharbeiten zum neuen Film. Die Berliner S-Bahn gehörte damals der DDR, drehen auch im Westen war verboten. Wir filmten die folgenden Wochen mit versteckter Kamera, illegal, immer auf der Flucht vor der Bahnpolizei, Jürgen hatte das Pech mehrmals fotografiert zu werden.
Bei der ersten Mustervorführung dachte ich schon das sei mein letzter Tag beim Film. Wir schauten uns das Material bei Geyer an. Wir hatten mit Highspeed Optiken gedreht, offene Blende und sehr geringe Schärfentiefe, das heißt wenn ich eine Person filme mit langer Brennweite und sie steht profilig zur Kamera ist das eine Auge scharf zu sehen, das zweite ist schon unscharf.
Immer wenn bei der Vorführung etwas groß ins Bild kam wurde das Bild unscharf und dann erst scharf. Ich versank immer tiefer im Sessel, dafür war ich verantwortlich, das alles auch scharf ist. Jürgen drehte sich nur zu mir um und sagte, da müssen wir aber das nächste Mal besser aufpassen.
Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Am nächsten Abend wurde das gesamte Material noch einmal angesehen, diesmal war der Produzent mit dabei. Ich machte mich schon auf meinen Rauswurf gefasst.
Oh Wunder, alles war scharf. Was war geschehen. Am Tag vorher war ein Aushilfsvorführer in der Projektion, der hatte null Erfahrung. Immer wenn etwas groß ins Bild kam, versuchte er am Projektor ganz vorsichtig neu scharf zu stellen. Meine Arbeit war also OK gewesen, der Vorführer hatte die Unschärfen verursacht, nur weil er es ganz vorsichtig gemacht hatte hatten wir nicht gemerkt, das es der Projektor war.
Mir fiel ein Stein vom Herzen. Der Film war in wenigen Wochen abgedreht und Hans wurde krank, ich mußte ihn vertreten, als 1. Assistent bei Michael Ballhaus, mittlerweile der Kameramann von Martin Scorsese, mit mehreren Oscar Nominierungen. Er hat unter anderem the Departed, Gangs of New York, Wild Wild West, Air Force One, Sleepers, Outbreak und Goodfellas gedreht. Damals drehte er unter anderem die Fassbinder Filme.
Der Film ( kein Fassbinder Film, dem begegnete ich erst später ) hieß: das bin nicht ich das ist nur ein Bild von mir. Ich war ein Anfänger und dementsprechend nervös. Ballhaus war sehr unpersönlich, ich bin mit ihm nicht warm geworden. Ich war froh als der Dreh zu Ende war. Jürgen war total anders, bei Unsicherheiten konnte man ihn immer fragen, er nahm viel Rücksicht darauf, das ich erst am Anfang war, Ballhaus wollte das man seinen Job macht und sonst nichts.
Gott sei Dank war Hans nach 2 Tagen wieder gesund, ich war echt überfordert.
Da die Bahnpolizei Jürgen mehrmals fotografiert hatte, traute der sich nicht mehr mit seinem PKW durch die DDR zu fahren. Er hatte eine Motivbesichtigung in Nürnberg gehabt und bat mich seinen Wagen zurück nach Berlin zu fahren. Ich mußte nach Nürnberg fliegen. Das war mein allererster Flug, ich war 26 Jahre alt. Ich habe allerdings inzwischen alles nachgeholt und sicher ne halbe Million Flugkilometer auf dem Buckel.
Beim neuen Film von Jürgen machte jetzt wieder Hans Assistent und mir drohte die Arbeitslosigkeit.
Mit dem Arbeitsamt hatte ich schlechte Erfahrung. Als ich mich zum ersten Mal arbeitlos gemeldet hatte, als Cutter-Assistent, nachdem ich bei der Deutschen Synchron rausgeflogen war, hatte die Sachbearbeiterin nur gesagt als sie mein Zeugnis sah: Cutterassistent ? - wenn sie auf einem Schiff gearbeitet haben sind sie falsch bei mir.