Donnerstag, 11. Januar 2007

Die Hippiezeit - Love and Peace

Bevor ich weitererzähle will ich noch ein wenig auf die Zeit eingehen so zwischen 1968 und 1974, die Love and Peace Ära oder auch die Hippiezeit, wohlgemerkt in Deutschland. Musikalisch gesehen also der Übergang von der Beatmusik zur Rockmusik. Es war die Zeit in der ganze Gymnasien kifften oder LSD nahmen. Ich kann mich noch ganz gut an ein Schulfest erinnern, das um 22 Uhr mehr oder weniger beendet war, da fast die gesamte Oberstufe auf Pille in der Stadt unterwegs war.
Das lag an den unverschämt günstigen Preisen. Da bei uns keiner das Talent zum Dealer hatte legten wir zusammen und kauften großhandelsmässig bei einem supernetten Dealer ein, der keine harten Drogen verkaufte, günstig war und mittlerweile in der heutigen Gesellschaft hochangesehen einen Buchverlag betreibt. Er steht zu seiner Vergangenheit.
Die Behörden und die Presse machten damals allerdings einen folgenschweren Fehler: Sie verteufelten generell alle Drogen, undifferenziert wurden sie alle als stark süchtigmachend beschrieben, schon beim ersten Versuch. Jeder Gelegenheitskiffer wußte das dies Schwachsinn war und keiner glaubte den Unsinn. Leider gab es sie doch diese gefährlichen Drogen, die wenig später einen Siegeszug durch die deutschen Kleinstädte antraten, mit einer Wirkung die keiner wirklich erwartet hatte, süchtigmachend, lebenszerstörend, existenzvernichtend und mordend.
Heroin zerstörte das Paradies aus Love und Peace und beendete die Hippiezeit.
Um jetzt wirklich einmal ehrlich zu sein, die freie Liebe damals ist mehr oder weniger ein Mythos, der zwar in einigen Kommunen gelebt wurde und auch in manchen Großstätten, in Deutschland Provinz allerdings erhebliche Probleme hatte zur Realität zu werden. Klar nahm die Presse die plötzliche Offenheit lüstern auf, denn sie brachte Schlagzeilen. In den Redaktionen tobten Kämpfe zwischen stockkonservativen Redakteuren oft noch aus der Nazizeit und jüngeren Semestern, die die neue Bewegung sypathisch fanden. Es dauerte lange bis objektiv über und nicht mehr hasserfüllt gegen diese neue Bewegung geschrieben wurde.
Klar ging es plötzlich sexuall weitaus freier zu, das heißt mit dem Händchenhalten war es vorbei, denn die Händchen fanden weitaus interessantere Stellen zum Verweilen und blieben dabei keineswegs untätig, aber es kam dabei selten zum Äußersten. Wir Jungs waren immer noch der Meinung das nur wir das Eine wollten, die Mädels grundsätzlich nicht und gingen deshalb behutsam zur Sache und deshalb oft erfolglos. Jungs könnt ihr euch das heute noch vorstellen ? 3 Monate baggern um ne Schnecke rumzukriegen und zwar ohne Garantie auf Erfolg - obwohl Liebe im Spiel ist auf beiden Seiten. 3 Monate - und ohne Liebe lief fast gar nichts, allerdings waren eigene Autos oder Eltern mit Geld hilfreich bei der Überzeugung der Liebsten, daß es nun doch passieren müsse.
Die Mädels wussten damals nämlich selbst noch nicht das sie eigentlich auch nur das Eine wollen bzw. wollten dies einfach nicht kapieren oder zugeben und verweigerten sich oft erfolgreich. Und jetzt kommts - und wurden dadurch interessanter, nicht langweiliger.
Wegen der sexuellen Engpässe im Mutterland fuhren wir damals so oft es ging per Anhalter nach Dänemark, dort war die Gesellschaft schon viel offener und weiter als in Deutschland und dies hatte keineswegs was mit Love and Peace zu tun, sondern mit aufgeklärteren Verhältnissen.
Ich glaube fast alle mitteleuropäischen Jungs dieser Zeit sind von attraktiven Skandinavierinnen entjungfert worden.
Skandinavien war einfach ganz weit vorn mit Aufklärung und Pille, man gab sich progressiv, dort ging alles viel schneller, die Mädels waren weitaus aktiver und plötzlich landete man unversehens mit einem der süssen Dänenmädels in ihrem Bett und es passierte - wohlwissend das ihre Eltern im Nebenzimmer vor dem Fernseher sassen und wußten warum das Bett im Nachbarzimmer quietschte.
Im Deutschland dieser Zeit unvorstellbar, dort gab es noch den Kuppeleiparagraph und es war verboten der sogenannten Unzucht Vorschub zu leisten. All diese Tabus waren tief in den Hirnen der Deutschen verankert, auch in unseren noch.
Ich kann mich an eine besonders peinliche Situation in Kopenhagen erinnern. Ich hatte den Sohn einer dänischen Familie kennengelernt und war dort eingeladen. Wir sassen zu Tisch, der Vater, zwei Söhne 17 und 15, ich und die kleine süsse Schwester, die etwa zwölf war und schon Pfeife rauchte, ein völlig normaler Vorgang im weltoffenen Dänemark. Alle sprachen gut Deutsch und Lotte sprach meine Muttersprache perfekt, mit dem kleinen angenehmen Akzent der Skandinavier. Ich war gerade 17 Jahre alt geworden. Lotte lächelte mir zu. Sie mochte mich sehr und ich sie auch, doch sah ich sie als Göre und keineswegs als Frau. Plötzlich und unerwartet kam der Satz ( wohlgemerkt von einem kleinen, gerade mal zwölfjährigen, pfeiferauchenden Mädchen ) unter den Augen und natürlich auch Ohren ihres Vaters: Wenn Du dann nächstes Jahr vorbeikommst bin ich 13, dann will ich mit Dir schlafen. --- Ich hätte im Boden versinken können so peinlich war mir die Situation, im Gegensatz zu Lottes Familie, die mich feixend beobachtete. Dann sagte ihr Vater zu mir: Nimm Deinen Notizkalender schreib es Dir auf und enttäusche nächstes Jahr meine Tochter nicht.
War dies nun Ernst gemeint oder wurde ich hier grob veralbert ?
Das Lotte es wirklich Ernst gemeint hatte erfuhr ich etwa 7 jahre später in einer Sylvesternacht - bei meinem nächsten Besuch.

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