Montag, 8. Januar 2007

Wie alles anfing

Wie alles anfing !
Ich hätte ja auch beim Finanzamt landen können, als Sachbearbeiter zum Beispiel oder bei der Post. Aber Gott sei Dank gab es an unserer Schule im Hessischen einen Lehrer der dies tatkräftig verhinderte. Ich habe nie im Leben einen schlechteren Pädagogen kennengelernt als Erich Früh ( Name geändert ). Im zarten Alter von 17 Jahren hasste ich niemanden, Love and Peace war unser Motto. Dummerweise gehöre ich nicht zu den heute vielgescholtenen 68 ern, dazu bin ich etwas zu jung. Trotzdem fanden wir 1968 -1972 die 68 er ätzend, denn sie waren drei, vier Jahre älter als wir, hatten dadurch schon einen Führerschein und bekamen dadurch die besten Mädchen ab. Ich glaube die achtundsechziger werden heute von den Jüngeren einzig und allein für alles verantwortlich gemacht was in der Gesellschaft so schief geht, aus später Rache für damals.
Jetzt habe ich endlich auch gemerkt das ich mal wieder den Faden verloren habe - gut zurück zum Thema: wir waren nicht so sehr politisch drauf wie die 68 er, sondern standen mehr auf Love and Peace. Da Love damals noch nicht so einfach war blieb für viele nur Peace übrig. Ich hasste also Erich nicht aber er mich. Warum ist mir bis heute unerklärlich. Vielleicht wegen meiner langen Haare oder weil ich seine Autorität in Frage stellte. Dummerweise war Erich mein neuer Deutschlehrer ( Oberstufe ). Deutsch war bis dahin eines meiner leichteren Übungen gewesen und hatte mit wenig Arbeitsaufwand eine 2 erbracht. Bei Erich war das anders,. Wir schrieben im Jahr so etwa 8 Gesinnungaufsätze. Es gab ein oft aktuelles Thema, 2 Stunden Zeit und 8 Seiten Papier, dann mußte man seine Meinung über das Thema zu Papier bringen. Weil die Fragestellungen immer mit immer mit den gleichen Worten begannen, entschloß ich mich die Antworten auch immer mit dem gleichen Wort zu beginnen, nämlich mit: heutzutage. Außerdem wollte ich keinen 08/15 Aufsatz sondern versuchte immer relativ komplexe Gedankengänge aufs Papier zu bringen. Was bisher immer honoriert wurde ging bei Erich völlig in die Hose. Thema verfehlt: 6. Beim nächsten Aufsatz das Gleiche. Thema verfehlt: 6. Beim folgenden Ausatz hielt ich meine Gedanken im Zaum, wählte eine Schlichtlösung und siehe da: Thema verfehlt: 5. Auf Argumente das andere ja ähnliche Meinungen vertreten hätten als ich und mit 2 benotet seien antwortete Erich erst gar nicht.
Erst beim nächsten Aufsatz begriff ich was Erich wollte: mich einfach absägen, egal wie ich mich verhalte. Ich hatte gerade mein " heutzutage " auf den Zettel geschrieben, da kam Erich, nahm ihn mir weg und kritzelte auf die Seite 8 die Benotung: 5 und dies nach einer Minute.
Leider komme ich aus einem armen Elternhaus, einem Arbeiterhaushalt. Ich habe meinen Eltern nichts vorzuwerfen, sie haben mich liebevoll behandelt und gefördert wo immer es ging, aber in solchen Konfliktsituationen ist es einfach hilfreich seine Rechte zu kennen, kämpferische, intellektuelle Eltern zu haben, die eben nicht obrigkeitshörig sind und glauben alles habe seine Richtigkeit was ein Lehrer so macht.
Ich Idiot jedenfalls schrieb einfach weiter, bis die 8 Seiten voll waren. Beim nächsten Aufsatz und der Blitzbenotung nach einer Minute nahm ich die Zettel, ging ans Fenster, zündete sie an und ging. Heute weiß ich was ich hätte tun sollen nämlich die Zettel nehmen und zum nächsten Anwalt gehen oder zum Schulrat oder zum Bürgermeister oder zu wem auch immer, hätte alles erzählen sollen und Erich hätte Ärger bekommen.
So hatte ich nun den Stress, denn ich hatte völlig übersehen, daß man eine 5 in Deutsch nicht ausgleichen kann und blieb sitzen.

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